Vergleich mit Italien

Machen sich Wiener Wirte ein sattes Körberlgeld?

Wien
28.06.2022 06:00

Speisen und Getränke kosten in Italien oft nur halb so viel wie bei uns, wo die Preise in den Gastwirtschaften, bei Würstelständen und Restaurants abheben. Die Energiekrise trifft jedoch unser Nachbarland genauso hart. Und an den Steuern liegt es auch nicht. Wiens Gastro-Chef Peter Dobcak versucht, die Preisunterschiede zu erklären.

Bundeskanzler Bruno Kreisky urlaubte auf Mallorca, weil ihm Kärnten nach eigenen Worten zu teuer gewesen sei. Da war natürlich ein Augenzwinkern dabei. Doch so ähnlich fühlen sich viele Wiener heute, denen angesichts der hohen Gastro-Preise das Schnitzerl fast im Hals stecken bleibt. Vor allem, wenn sie über den Tellerrand hinausblicken.

Alfred Haberl ist gerade von der oberen Adria zurückgekehrt. Selbst in den Touristenhochburgen am Meer klingen die Preise - die Haberl mit Rechnungen belegen kann - vergleichsweise paradiesisch. Die Pizza um sieben Euro, der Cappuccino in der Hotelbar beim Strand um 1,80 Euro, ein halber Liter Mineralwasser, serviert in der Glasflasche, um 1,20 Euro und nicht wie im Happel-Stadion um sagenhafte fünf Euro.

1,80 Euro für den Cappucino in der Hotelbar in Bibione (Italien) ganz nahe am Strand. (Bild: Zur Verfügung gestellt)
1,80 Euro für den Cappucino in der Hotelbar in Bibione (Italien) ganz nahe am Strand.
1,20 Euro für einen Expresso in Bibione. Ein halber Liter Mineralwasser kostet in diesem Lokal ebenso 1,20 Euro. (Bild: zur Verfügung gestellt)
1,20 Euro für einen Expresso in Bibione. Ein halber Liter Mineralwasser kostet in diesem Lokal ebenso 1,20 Euro.

Woher kommen die enormen Unterschiede, fragt nicht nur der Urlauber aus Floridsdorf. Die Energiekrise trifft Italien genauso hart wie uns. Auch die Steuern sind es nicht. Da liegt der Verdacht nahe: Machen sich einige heimische Wirte im Windschatten des Krieges ein sattes Körberlgeld, um zwei verlorene Corona-Jahre aufzuholen? Indem sie testen, was beim Gast noch irgendwie „reingeht“?

Weitere Teuerungs- und wohl Pleitewelle im Herbst
„Nein“, beteuert der Wiener Gastro-Obmann Peter Dobcak. „Wir haben Gewinnspannen von null bis acht Prozent, in der gehobenen Gastronomie vielleicht zweistellig. Die Liquiditätsdecke der Betriebe ist sehr dünn.“ Hauptgrund für die Misere sei das teure Personal. „Wir haben sehr hohe Lohnnebenkosten. Durch den Fachkräftemangel sind auch die Gehälter für Köche und Kellner gestiegen“, erklärt Dobcak.

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Wir haben sehr hohe Lohnnebenkosten und Fachkräftemangel. Die Gehälter sind gestiegen.

Gastro-Obmann Peter Dobcak ortet teures Personal als Preistreiber der Gastro.

Peter Dobcak (Bild: Peter Tomschi)
Peter Dobcak

Der Experte rechnet bis Jahresende mit einer weiteren Preissteigerung (Energiekosten) um 15 bis 20 Prozent und wohl auch mit vielen Pleiten. Dietmar Schwingenschrot, Vize-Spartenobmann der Wirtschaftskammer, fordert eine Halbierung der Steuern auf Speisen und Getränke. „Das muss an die Gäste weitergegeben werden“, so der Funktionär und Unternehmer. Laut Dobcak könnte es hierbei jedoch Probleme mit dem EU-Recht geben.

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