Megaprojekt regt auf

Stadt Wien will Tausende Tote nach NÖ „karren“

Wien
28.06.2022 09:55

Den Frieden sehen unter anderem Naturschützer gefährdet, weil Wien am Bisamberg in Niederösterreich für Verstorbene einen neuen Waldfriedhof plant - die Bundeshauptstadt will bis zu 3000 Urnen in der kleinen NÖ-Gemeinde unterbringen.

„Ich wollte früher auch unter einer alten Linde oder einem anderen Riesen begraben werden. Doch seit ich weiß, wie viel Natur durch die Anlage eines solchen Baumbestattungs-Haines geopfert werden muss, kommt das für mich nicht mehr infrage“, schildert Aktivistin Brigitte Etzelsdorfer traurig, so als würde sie um einen lieben Menschen trauern.

„Stadt Wien muss das Projekt zu Grabe tragen“
Fast täglich wandelt die Umweltschützerin jetzt verloren auf der Elisabethhöhe herum und betet geradezu dafür, dass das Projekt der Stadt Wien doch noch zu Grabe getragen wird: „Denn im rund zehn Hektar großen Wald, im Besitz der nahen Bundeshauptstadt, würde später auch die Ruhe der raren Flora und Fauna gestört werden.“

Aktivistin Brigitte Etzelsdorfer kämpft mit Bürgermeister Günter Trettenhahn gegen die von Wien geplante „Zerstörung eines echten Naturparadieses“. (Bild: LELOG)
Aktivistin Brigitte Etzelsdorfer kämpft mit Bürgermeister Günter Trettenhahn gegen die von Wien geplante „Zerstörung eines echten Naturparadieses“.

Etzelsdorfer hat schon einmal die Zahl der Urnen-Bestattungen hochgerechnet: „So um die 2500, vielleicht 3000 Verstorbene jährlich könnten es schon werden, nach ihrer Verbrennung mittels ,Totenexport‘ in das jetzt noch unberührte Natura-2000-Gebiet gekarrt werden – und dann in ihren Urnen ewig schlafen.“

„Wir rechnen später mit Zehntausenden Autofahrten“
Eine Störung der Totenruhe befürchtet die streitbare Dame auch wegen der Zufahrtsstraße: „Erreichbar ist das bisher noch einsame und unberührte Naturparadies lediglich über eine schmale Straße und dann einen Schotterweg. Wir rechnen später mit Zehntausenden Autofahrten hier herauf.“

Was ihren Mitstreiter, den Bisamberger Bürgermeister Günter Trettenhahn (ÖVP) besonders ärgert: „Die Stadt Wien hat über dieses Megaprojekt gegenüber unserer Gemeinde kein Sterbenswörtchen verloren. Wir sind durch reinen Zufall draufgekommen.“

„Ich darf nicht zu Hause aufgebahrt werden“
Einen etwas eigenwilligen letzten Willen hat indes Pensionistin Elisabeth N. (78) aus Penzing. Sie möchte nach ihrem Ableben daheim aufgebahrt werden. Das ist jedoch im Gegensatz zu den anderen Bundesländern in Wien nicht möglich. „Ich verstehe es einfach nicht und finde es todtraurig. Warum wird das nicht geändert?“

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