Die neu entdeckte Spezies namens Xiaotingia zhengi sei mit dem Archaeopteryx zwar eng verwandt, gehöre aufgrund ihres Körperbaus aber zweifelsohne zu einem parallelen Zweig der Vögel, den sogenannten Deinonychosauria, erläuterte der bekannte Paläontologe Xing Xu von der Chinesischen Akademie für Wissenschaften, der das Tier auf Grundlage eines Fossils identifiziert hat.
Xitotingia zhengi war etwa hühnergroß, rund 800 Gramm schwer und lebte wahrscheinlich vor etwa 155 Millionen Jahren, so die Forscher. Neben dem Skelett (zweites Bild) sind auch Abdrücke von Federn und Haut im Schiefergestein erhalten.
Archaeopteryx als "Urvogel" entthront?
Die chinesischen Forscher berechneten auf Basis der Charakteristika des Xiaotingia mithilfe einer Software den sogenannten phylogenetischen Baum neu, der die evolutionären Beziehungen zwischen verschiedenen verwandten Arten darstellt, und erlebten dabei eine Überraschung: Der Archaeopteryx fiel sozusagen vom Ast, es ließ sich demnach nicht mehr die Entwicklung aller Vögel auf ihn zurückführen.
"Mit anderen Worten, der Archaeopteryx hat aufgehört, ein Vogel zu sein", erläuterte der US-Biologe Lawrence Witmer. Der Panteologe Xu bleibt zunächst zurückhaltend: Noch gebe es nicht genügend Elemente, die seine Hypothese untermauerten, erklärte er. Die Studie gibt aber Zweifeln neue Nahrung, die mehrere Fossilienfunde in den vergangenen Jahren hochkommen ließen. Vielleicht müsse sich die Wissenschaft an die Idee gewöhnen, dass der Archaeopteryx nur einer von vielen kleinen, fleischfressenden und gefiederten Dinosauriern war, die vor 145 bis 200 Millionen Jahren herumspazierten, erklärte Witmer.
Kleine wissenschaftliche Sensation
Sollte dem Archaeopteryx der Rang des Urvogels aberkannt werden, wäre dies laut Witmer eine kleine wissenschaftliche Revolution. Zahlreiche Forscher - darunter er selbst - hätten auf diese Spezies ihre Hypothesen von der Evolution der Vögel gestützt. Entdeckt wurden die ersten Fossilien des Archaeopteryx 1861 in der fränkischen Alb in Bayern - zwei Jahre nachdem Charles Darwin seine umstrittene These von der Evolution der Arten veröffentlicht hatte. Das Urtier, eine Art Mischung aus Reptil und Vogel, kam gerade recht, um Darwins Thesen zu untermauern, und beeinflusste so 150 Jahre lang die Forschung.
Um sicher festzustellen, welches Tier der Urahn aller Vögel ist, sollten sich die Forscher laut Xu nun auf erst kürzlich entdeckte Arten von Urvögeln und kleinen Dinosauriern konzentrieren - den Epidexipteryx, den Jeholornis und den Sapeornis. Sie seien noch "Neuland, selbst für Spezialisten", räumte sein Kollege Witmer ein.
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