Fachgruppe warnt

24-Stunden-Betreuung wird für Beteiligte teurer

Österreich
28.06.2022 13:54

Die gestiegenen Preise machen auch vor der 24-Stunden-Betreuung nicht Halt. So würden sich viele Betroffene beziehungsweise deren Familien die Betreuung nicht mehr leisten können, warnt die Fachgruppe. Auch für Betreuer und Betreuerinnen werde es teurer, beispielsweise durch höhere Kosten für die Anreise. Um das auszugleichen, fordert die Fachgruppe unter anderem höhere Fördergelder.

Derzeit beträgt die Förderung 550 Euro im Monat. Nötig wären aber mindestens 700 Euro, sagt der Fachgruppenobmann Harald Janisch von der Wiener Wirtschaftskammer. Diese Unterstützung solle überhaupt jährlich angepasst werden, ergänzte die Präsidentin der Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger, Birgit Meinhard-Schiebel. Zudem müssten die Pflegestufen erhöht werden. Das komme auch jenen Menschen zugute, die ihre Angehörigen selbst pflegen. In Österreich ist das fast eine Million. Viele von ihnen haben finanzielle Sorgen und greifen immer wieder auf ihr eigenes Vermögen zurück, um die Kosten für die Pflege zu begleichen.

Personalmangel droht
Wer einen 24-Stunden-Betreuer oder eine Betreuerin für Angehörige beschäftigt, steht zusätzlich zu den finanziellen Problemen auch vor einem Engpass beim Personal. „Wir können uns heute nicht mehr leisten, für ein Honorar zu arbeiten, das sich seit 15 Jahren nicht verändert hat“, sagt Bibiana Kudzinova aus der Slowakei, die die Berufsgruppe der Personenbetreuer in der Fachgruppe vertritt. Die Teuerungswelle treffe unter anderem viele Pflegekräfte aus der Slowakei, wo die Preise ebenfalls gestiegen seien. Eine Herausforderung seien auch die gestiegenen Fahrtkosten.

Janisch lobt zwar das seit 2007 bestehende Modell für die 24-Stunden-Pflege, weist aber darauf hin, dass es vor allem die unselbstständigen Personen berücksichtigte. Diese machen laut dem Fachgruppenobmann nur einen sehr kleinen Anteil der Beschäftigten aus. Einig sind sich die Vertreterinnen und Vertreter darin, dass die Kosten für einen Pflegeplatz für die öffentliche Hand weit höher wären. Geschätzt wurden 5000 Euro pro Monat.

Peter Hacker (SPÖ) (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Peter Hacker (SPÖ)
Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer schnürte mit Partner ein Paket, das die Regale in den Sozialmärkten füllen soll. (Bild: FOTOKERSCHI.AT/KERSCHBAUMMAYR)
Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer schnürte mit Partner ein Paket, das die Regale in den Sozialmärkten füllen soll.

Politik will mehr Kompetenzen für bestimmte Berufsgruppen
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Oberösterreichs Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) reagierten am Dienstag mit einer Aussendung auf den Personalmangel in der Pflege. So brauche es mehr Kompetenzen für Pflegefachassistenzen, wie das selbstständige Anleiten und Begleiten von Auszubildenden, und Heimhilfen. Diese sollen künftig etwa Augentropfen verabreichen und Verbände wechseln dürfen. Darüber hinaus forderten die beiden Politiker einen Ausbildungsbeitrag von 600 Euro monatlich für die Fachsozialbetreuungsberufe.

Urlaubssperren in Spitälern?
Die Ärztekammer warnte die Politik am Dienstag indessen vor Urlaubssperren in Wiener Spitälern. Die Situation aufgrund der gestiegenen Corona-Infektionen sei vorhersehbar und dürfe nicht unterschätzt werden. „Auch Ärztinnen und Ärzte haben Familie, und sie brauchen einander, um gemeinsam eine auch für die Psyche erholsame Zeit verbringen zu können und um die ,seelische Batterie‘ für die unausweichlichen künftigen Herausforderungen im Gesundheitssektor aufladen zu können“, hieß es in einer Aussendung. Die Fakten würden auf dem Tisch liegen, aber niemand mache etwas dagegen. Um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, müssten bereits jetzt Vorkehrungen getroffen werden.

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