Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) kündigt eine baldige „Gesamtstrategie“ des Bundes im Kampf gegen das Coronavirus an. Warum er die Schulen erst kurz vor Schulbeginn darüber informieren will, welche Maßnahmen sie umsetzen müssen und wie er wieder mehr Lehrer in die Klassenzimmer bringen will, darüber spricht er im Interview mit der „OÖ-Krone“.
„OÖ Krone“: Die Corona-Zahlen steigen - worauf müssen sich die Schulen und Schüler im Herbst einstellen?
Martin Polaschek: In den nächsten Wochen wird eine Gesamtstrategie des Bundes präsentiert. Es gibt einen klaren Ablaufplan: Wir werden Ende August alle Schulen, Eltern und Schüler informieren, wie genau die Maßnahmen sind.
Reicht das aus so kurz vor Schulbeginn?
Je länger wir zuwarten, desto klarer haben wir ein Bild von der Situation. Denn sonst wird wieder kritisiert, dass man Maßnahmen setzt und nach zwei Wochen wieder ändert. Das Instrumentarium ist bekannt: Testen, Maske tragen.
Sie gehen also davon aus, dass wir wieder Ninja-Pass und Masken haben werden?
So wie sich die Gesamtlage entwickelt, ist nicht auszuschließen, dass wir wieder Masken brauchen werden. Ob wir den Ninja-Pass wieder verwenden, werden wir sehen. Wir holen hier gerade die Rückmeldungen aus den Schulen ein.
Wenn viele Lehrer und Schüler in Quarantäne sind, lähmt das den Schulbetrieb. Ist die Isolation aus Ihrer Sicht noch sinnvoll?
Darüber müssen Experten entscheiden. Das Offenhalten von Schulen hat jedenfalls höchste Priorität.
In Oberösterreich haben Eltern wegen der Corona-Regeln mehr als 1000 Kinder von der Schule abgemeldet. Viele haben jetzt die externen Prüfungen geschwänzt. Was sind da mögliche Konsequenzen?
Kinder, die nicht in die Schule gehen, aber auch zu Hause nicht entsprechend unterrichtet werden, haben einen Bildungsrückstand. Wir versuchen, in Aufklärungsgesprächen zu überzeugen. Notfalls gibt es auch Maßnahmen über die Bildungsdirektion.
Wie wollen Sie dem auch in Oberösterreich vorherrschenden Lehrermangel begegnen?
Wir haben ein attraktives Modell für Quereinsteiger eingeführt. Sie bekommen das pädagogische und fachdidaktische Rüstzeug, um in Schulen unterrichten zu können. Da gibt es ein strenges Auswahlverfahren. Und wir brauchen ein attraktives Lehrerbild der Zukunft und ein positiveres Bild von den Schulen. Was mich fast kränkt, ist, wie klischeehaft von manchen Menschen über die Schulen und das Bildungssystem geschimpft wird. Auf Basis von einzelnen Erfahrungen wird das ganze System diskreditiert.
Sehen Sie auch Mängel in der Lehrerausbildung?
Vor zwei Jahren wurde eine Evaluierung des neuen Lehramtsstudiums durch den Qualitätssicherungsrat in die Wege geleitet. Die Ergebnisse kommen im Laufe des Sommers, wir warten schon gespannt darauf. Ich bin jetzt auch schon im Gespräch mit den beteiligten Institutionen, was wir verbessern können.
In Oberösterreich gab es zuletzt Fälle von Cybermobbing und TikTok-Challenges, die auf ungute Art und Weise imitiert wurden. Haben die Lehrer hier genügend digitales Know-how, um diese Strömungen abzufangen?
Im neuen Schulfach Digitale Grundbildung werden die jungen Menschen mit den Chancen und Gefahren der Digitalisierung konfrontiert. Für Lehrer gibt es hier auch ein sehr umfangreiches Fort- und Weiterbildungsangebot. Das ist nicht verpflichtend, wir wollen die abholen, die sich dafür interessieren.
In Oberösterreich ist eine neue Technische Digital-Uni geplant, an der es aber von vielen Seiten Kritik hagelt. Warum braucht Oberösterreich aus Ihrer Sicht so eine Uni?
Diese Institution geht in interdisziplinäre Bereiche, in die die derzeit vor Ort vorhandene Forschung und Lehre nicht geht. Wir haben an der Kepler Uni sehr viel Kompetenz im Bereich der Digitalisierung und mit der Kunstuni und Bruckner Uni im Bereich der Künste. Die neue Uni soll den Kreativ- und den Digitalisierungsbereich verbinden.
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