Die Zahl der Kinder, die Nachhilfe benötigen, steigt - ebenso die Kosten. Aufgrund der aktuellen Lage können sich das viele Familien nicht mehr leisten. Die Kluft wird größer.
Nur noch wenige Stunden trennen knapp 250.000 Wiener Schüler von den wohlverdienten Sommerferien. Viele werden diese aber nicht uneingeschränkt genießen können. Entweder, weil im August eine Nachprüfung ansteht, oder weil die Ferien mit Nachhilfe gespickt sein werden. Denn immer mehr Eltern müssen für bessere Noten ihrer Kinder tief in die Tasche greifen.
Wiener geben hochgerechnet 30 Millionen aus
Das bestätigt auch eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer. In Wien bekommen 34 Prozent aller Schüler Nachhilfe. Das Problem: Es gibt zwar Gratis-Förderangebote, für 20 Prozent aller Wiener Schüler reicht das aber nicht, und sie müssen noch extra für Lernhilfe bezahlen.
Schon Volksschüler unter Notendruck
Fatal: Hauptgrund ist der Notendruck und nicht ein nachhaltiges Verständnis des Stoffs. So wird der teure Zusatzunterricht vor allem kurzfristig und vor Prüfungen oder Tests gebucht. Dieser ist bereits so groß, dass sogar 16 Prozent der Wiener Volksschüler externe Nachhilfe bekommen.
Hohe Kosten belasten die Familienbudgets
Die Haushalte greifen dafür auch tief ins Börserl. Die Kosten belaufen sich in diesem Schuljahr auf rund 630 Euro pro Schulkind. Gegenüber dem Jahr 2020 sind die Durchschnittskosten damit wieder deutlich gestiegen - damals lagen sie bei 490 Euro. In Wien sind es durchschnittlich sogar 680 Euro. Von den Eltern, die für ihr Kind eine bezahlte Nachhilfe in Anspruch nehmen, gab rund die Hälfte (48 Prozent) an, dadurch sehr stark oder spürbar finanziell belastet zu sein. Besonders prekär ist das bei den unteren Einkommensgruppen. Somit sind vor allem jene Familien betroffen, die ohnehin schon durch die Corona-Krise und die anhaltenden Teuerungen große Einschnitte ins Haushaltsbudget hinnehmen mussten.
„Wir fördern die Armut der Zukunft“
Das sorgt bei der AK für Kritik. „Wir sehen, dass Eltern zuletzt bei ihren Kindern sparen. Selbst Familien mit einem niedrigen Haushaltseinkommen versuchen ihren Kindern Nachhilfe zu bezahlen“, so Arbeiterkammer-Expertin Elke Larcher. „Damit die Teuerung nicht auf Kosten des Schulerfolgs geht, müssen die Lernangebote und der Personalschlüssel an den Schulen deutlich ausgebaut werden. Wenn wir heute in der Bildung sparen und zögern, fördern wir die Armut der Zukunft.“
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