Der frühere Pop-Superstar R. Kelly ist in einem Missbrauchsprozess zu einer Haftstrafe von 30 Jahren verurteilt worden. Eine Jury hatte den Musiker im vergangenen Jahr nach mehrwöchigem Prozess in allen neun Anklagepunkten - darunter sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Kidnapping und Bestechung - für schuldig befunden. Kelly hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Bevor Richterin Ann Donnelly das Strafmaß verkündete, erzählten sieben Opfer von Kelly nacheinander und teilweise unter Tränen noch einmal ihre Geschichten. Dabei schauten und sprachen ihn die Frauen hin und wieder direkt an - doch Kelly starrte entweder geradeaus, auf die Notizen vor sich auf dem Tisch, oder unterhielt sich leise mit seinen Verteidigerinnen. Der Musiker habe einen „Gotteskomplex“, habe „Millionen Menschen manipuliert“ und „jämmerliche, unerklärliche“ Taten begangen, sagte eine Frau. „Ich bin nicht hier wegen des Geldes und schon gar nicht für Hollywood“, sagte eine andere. „Ich bin hier, weil ich Gerechtigkeit suche.“
Die Frauen berichteten erneut von dem sexuellen, physischen und mentalen Missbrauch, den sie durch Kelly erfuhren - teilweise, als sie noch minderjährig waren. „Robert, du hast so viele Menschen zerstört“, sagte eine Frau. „Du bist ein Missbrauchstäter, du bist schamlos, du bist ekelhaft und du bist selbstgerecht“, klagte eine andere Frau den Sänger an. Eine weitere sagte, es gehe ihr nicht um Kellys Reue, denn sie könne sehen, dass er keine zeige. Die Frauen berichteten auch, dass sie von Fans des Sängers, die ihnen nicht glaubten, im Internet angegriffen worden seien.
Debatte über Vermögensverhältnisse
Die Staatsanwaltschaft hatte im Vorfeld mehr als 25 Jahre Haft und eine Geldstrafe zwischen 50.000 und 250.000 Dollar (rund 47.000 bis 237.000 Euro) für den „I Believe I Can Fly“-Sänger gefordert, der bereits seit seiner Festnahme im Sommer 2019 im Gefängnis sitzt. Es wurde stets die Schwere seiner Taten als auch die Gefahr, die nach wie vor vom Rapper ausgehe, betont.
Kellys Anwälte pochten auf eine deutlich geringere Strafe. Es wurde auch über die Vermögensverhältnisse des Angeklagten debattiert. Seine Verteidiger behaupteten, dass ihr Mandant quasi bankrott sei. Die Staatsanwaltschaft wiederum erklärte, dass Kelly nach wie vor Millionen aus Rechteverkäufen zustünden.
Das Verfahren ist - nach Fällen wie denen von Filmproduzent Harvey Weinstein und Komiker Bill Cosby - eine weitere viel beachtete juristische Aufarbeitung der MeToo-Ära. Vertreter der MeToo-Bewegung feierten denn auch das Urteil gegen Kelly. Der Ex-Superstar sei „der Schlimmste“ der vielen Sexualstraftäter gewesen, die sie in ihrer Laufbahn verfolgt habe, hatte Frauenrechtsanwältin Gloria Allred, die mehrere Klägerinnen in dem Verfahren vertrat, gesagt. Er habe seine Berühmtheit dazu benutzt, Minderjährige zu missbrauchen, einzuschüchtern und zu demütigen.
Weitere Prozesse stehen bevor
Mit mehr als 50 Millionen verkauften Alben, mehreren Grammys und anderen Auszeichnungen gehörte der 1967 in Chicago als Robert Sylvester Kelly geborene US-Amerikaner zu den erfolgreichsten Musikern des späten 20. Jahrhunderts. Erste Anschuldigungen gegen ihn gab es bereits vor rund 25 Jahren. Der tiefe Fall des Superstars ist aber noch nicht zu Ende. Auch in den US-Staaten Illinois und Minnesota ist der 55-Jährige angeklagt.
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