Das Risiko, an Corona zu erkranken, vergrößert sich weiter: In allen Bundesländern ging zuletzt der Trend deutlich nach oben, ist aus dem Arbeitsdokument der Ampel-Kommission ablesbar. Daher gibt es auch in keinem Land mehr geringes Risiko, beschloss das Gremium am Donnerstag. Auch die daraus abgeleiteten Prognosen sind düster: Noch im Sommer könnte laut Kommission an den Normalstationen die systemkritische Grenze erreicht werden.
Diese Grenze liegt bei elf Prozent der Gesamtkapazitäten. Der höchste Punkt in der Sommer-Welle wird bei gleich bleibender Erfassung der Infektionszahlen etwa bei 50.000 bis 55.000 Fällen täglich erwartet. Das geht laut APA aus Schlussfolgerungen hervor, die bei der Sitzung der Ampel-Kommission am Donnerstag vorgelegt wurden. Wann dieser Höhepunkt erreicht wird, ist noch schwer einzuschätzen.
Kriterien für Ampel geändert
Die aktuelle Lage ist derzeit nur bedingt an der Ampel abzulesen, da die Kriterien, die der Farbgebung zugrunde liegen, geändert wurden: Seit kurzer Zeit wird die Anzahl der Tests nicht mehr eingerechnet. Davon profitieren jene Länder, in denen kaum getestet wird. So kommt es, dass jene beiden Länder, die am häufigsten testen, auch jene sind, die verhältnismäßig die meisten nachgewiesenen Infektionen haben und somit als einzige in die orange Stufe des hohen Risikos gerutscht sind.
Dabei handelt es sich um Wien und das Burgenland. Ein Vergleich: In der Bundeshauptstadt wird auf 100.000 Einwohner gerechnet mehr als neunmal so oft getestet wie in Tirol. Die rohe Tagesinzidenz ist in Wien aber nicht einmal doppelt so hoch.
Abwasser-Monitoring zeichnet anderes Bild
Dazu relativieren auch die Ergebnisse des Abwasser-Monitorings die Aussagekraft der Ampel-Farben. Dort wurde zuletzt die bei Weitem größte Belastung in Niederösterreich gemessen. Getestet wird in dem Bundesland freilich nicht allzu viel, etwa halb so oft wie im Burgenland. Die rohe Sieben-Tage-Inzidenz ist allerdings nicht viel geringer.
Dennoch führen die niedrigeren gemessenen Positiv-Zahlen dazu, dass Niederösterreich im gelben Bereich des mittleren Risikos verharrt - wie alle Bundesländer außer Wien und das Burgenland. In der Vorwoche war in Kärnten, der Steiermark und in Oberösterreich noch geringes Risiko (gelb-grün) festgestellt worden. Dabei hat Niederösterreich eine Positivitätsrate über alle Tests von 14,4 Prozent. In den ebenfalls gelben Ländern Tirol und Vorarlberg liegt sie gar bei 22,4 bzw. 22,7 Prozent. Anders das Burgenland mit 6,5 und Wien mit 4,1 Prozent.
Infektionszahlen steigen
Testhäufigkeit hin oder her, die Infektionszahlen gehen in ganz Österreich nach oben. Der Anstieg betrug zuletzt zwischen 25 Prozent in Vorarlberg und 50 Prozent im Burgenland. Auch bei der besonders gefährdeten Gruppe der Über-65-Jährigen ist der Trend praktisch im selben Ausmaß wie bei der Gesamtbevölkerung messbar. Sowohl auf Normal- als auch auf Intensivstationen wird ein weiterer Anstieg der Belagszahlen erwartet. Am günstigsten stellt sich aktuell noch die Situation in Kärnten dar, das die niedrigste Risikozahl von 30,9 hat. Diese Spitzenposition ist übrigens auch in der rohen Sieben-Tage-Inzidenz und im Abwasser-Monitoring gegeben.
Kärnten hat mit Feldkirchen auch den Bezirk mit dem geringsten nachgewiesenen Infektionsgeschehen. Am anderen Ende der Skala sind Wien und Mödling.
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