Wer wird was bei der ÖVP? Der designierte Landeshauptmann Anton Mattle stellte Mittwoch bei der ÖVP die ersten personellen Weichen. Das, was jetzt ausgemacht wird, könnte nach dem Wahltag wieder ganz anders sein.
Drunter und drüber scheint’s derzeit bei der Tiroler ÖVP zu gehen. Fast kein Tag vergeht ohne Rücktritt. Keiner der Parteigranden auf der Regierungsbank scheint ein fixes „Leiberl“ zu haben, einfach auch deshalb, weil die Regierungsbank nach der Wahl zwar gleich lang sein wird, aber nicht für die ÖVP, und das nicht nur wegen ausbleibenden Wahlerfolgs. Das Gesundheitsressort zum Beispiel, derzeit besetzt mit Quereinsteigerin Annette Leja, wird man wegen drohender Corona-Pleiten wohl als erstes abgeben wollen. Damit wäre die Platter-Vertraute Geschichte.
Rumoren in den sechs VP-Bünden
Raumordnungs-Landesrat Johannes Tratter, 2010 gewählter Haller Bürgermeister und von Platter 2012 in die Regierung geholt, muss als Bezirksparteiobmann des wichtigen Bezirkes Innsbruck-Land schauen, ob er sich noch auf den Rückhalt der Bürgermeister verlassen kann. Ein Bild der Geschlossenheit gibt die ÖVP derzeit jedenfalls nicht ab. Bis das Motto „jeder gegen jeden“ ausgerufen wird, scheint es nicht mehr allzu weit zu sein. Denn nicht nur die Bünde sind einander nicht besonders „grün“, auch innerhalb wird gern gestritten.
Zillertaler vorne
Wie die auf den bündischen und regionalen Ausgleich stets bedachte Volkspartei verkraftet, dass die drei größten und einflussreichsten AAB, Wirtschaftsbund und Bauernbund nun allesamt von Zillertalern angeführt werden, nämlich von LA Dominik Mainusch, NRFranz Hörl und LHStv. Josef Geisler, das bleibt abzuwarten. Interessant auch, was mit dem Seniorenbund passiert, der ja derzeit von LA Patrizia Zoller-Frischauf geführt wird. Sie hat zwar angekündigt, nicht mehr bei der Wahl im September anzutreten, aber die Aufgabe beim Seniorenbund will sie behalten.
„Alles anders nach der Wahl“
Apropos September: Es sei ohnehin wurscht, was jetzt an Personalias ausgemacht wird, weil am 26. September wird ohnehin alles anders sein: Dieses Zitat wird Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser zugeschrieben. Es bedeutet, bei einem Kursrutsch der ÖVP auf 30 Prozent würde auch der designierte LH-Platter-Nachfolger Anton Mattle schon wieder Geschichte sein – und Walser könnte vielleicht den nächsten Anlauf unternehmen.
Frage der Geschlossenheit
Wie weit es mit der Geschlossenheit her ist, zeigt ein Mail, das gestern noch während der Sitzung des Landesparteivorstands bzw. kurz danach in die „Krone“-Redaktion eingetrudelt ist: Niemand Geringerer als Gemeindeverbands-Präsident Ernst Schöpf, seines Zeichens auch Mitglied des Parteivorstands, will die Agrarfrage wieder aufschnüren und lädt am 12. Juli zu einer Pressekonferenz: Wie 170 Gemeinden ihrer Liegenschaften beraubt wurden, so der Titel. Starker Tobak!
30 Prozent statt 44 für die ÖVP laut Umfrage
Fakt ist: Jeder Streit, jede Fehlentscheidung kostet Wählerstimmen. Die Opposition schweigt und genießt: „Könnte nicht besser laufen!“ Und was sagt Mattle? Der präsentierte gestern seine ersten Personalentscheidungen: EU-Abg. Barbara Thaler, Landtags-Vizepräs. Sophia Kircher, Landesbäuerin Helga Brunschmid und Markus Stotter, BM von Oberlienz, werden seine Stellvertreter. Sein bisheriger Büroleiter Philipp Heel folgt im Herbst Martin Malaun als Partei-Manager - alles einstimmig abgesegnet vom Parteivorstand. Mattle hat also freie Hand beim Personal. Beruhigend ist das trotzdem nicht. „Die ,Krone’-Umfrage ist definitiv ein Alarmsignal!“, sagte er.
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