Neues Tierschutzgesetz

Vollspalten-Verbot fix – aber mit Wermutstropfen

Österreich
01.07.2022 12:00

Das lange geforderte Verbot von Vollspaltenböden in der Schweinehaltung wird mit dem neuen Tierschutzgesetz fixiert: Die beiden zuständigen Minister gaben am Freitag bekannt, dass eine Einigung erzielt worden ist. Doch die Sache hat einen Haken: Das endgültige Aus tritt erst 2040 in Kraft. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) kritisierte die lange Übergangsfrist.

Es ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung und auch ein Erfolg für die „Krone“-Tierecke, die sich lange für ein Verbot der Vollspaltenböden eingesetzt hat. Doch bestehende Ställe müssen erst bis Ende 2039 umgebaut werden. Vollspaltenbuchten ohne Funktionsbereiche bei Neu- und Umbauten sind bereits ab 2023 verboten. Verbesserungen gibt es auch bei der Kastration von Ferkeln.

Das gesamte, unter Einbeziehung der Öffentlichkeit, der bäuerlichen Interessenvertretung, Branchenvertretern, Vertretern der Zivilgesellschaft und weiteren Beteiligten ausverhandelte Tierwohl-Paket soll nächste Woche im Parlament beschlossen werden.

In den Stellungnahmen zum Anfang Mai vorgestellten Tierschutzgesetz war die Schweinehaltung der am häufigsten erwähnte Mangel. Vollspaltenböden - Betonböden ohne Stroheinstreu, die mit Spalten durchzogen sind - bei Schweinen sind seit Jahren Kritikpunkt von Tierschützern, über drei Jahre lang führte zum Beispiel der VGT eine Kampagne für ein Verbot.

Video: Verkündung neuer Tierschutzmaßnahmen im Mai 2022

Auch Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung von Rindern
Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) bezeichnete das kommende Ende dieser Haltungsart als „großen Erfolg für den Tierschutz“ und eine „echte Wende in der Schweinehaltung“, da für Millionen Schweine schon kommendes Jahr Verbesserungen kämen. „Gleichzeitig wird den Betrieben die Umstellung erleichtert. Das große Tierschutzpaket bringt ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung von Rindern, ein Verbot des sinnlosen Tötens von Küken, Einschränkungen bei den Tiertransporten und viele weitere Verbesserungen. Das ist ein wichtiger Schritt zu mehr Tierwohl in Österreich“, so der Minister.

Fakten

Was sind eigentlich Vollspaltenböden?
Der Großteil der Schweine in Österreich leidet in engen, dreckigen Ställen mit Vollspaltenböden. Stroh zum Wühlen, getrennte Bereiche zum Fressen, Liegen und Koten sowie Platz zum Bewegen gibt es dort leider nicht. Das hat auch einen bestimmten Grund: Der Arbeitsaufwand für den Boden ist gering. Durch die Bewegung treten die Tiere ihre Ausscheidungen durch die Spalten - daher muss der Mist auch nicht händisch weggeputzt werden.

„Minister haben Mut bewiesen“
Der VGT begrüßte die kommenden Änderungen. „Die Minister Rauch und (ÖVP-Landwirtschaftsminister Norbert) Totschnig haben damit den Mut bewiesen, der für einen großen Wurf im Tierschutz notwendig ist.“ Kritik gab es aber nicht nur an der langen Übergangsfrist, sondern auch daran, dass erst bis 2028 die konkreten Stallsysteme entwickelt werden sollen, die ab 2040 dann für alle Schweinebetriebe als Mindestvoraussetzung gelten sollen.

Die Tierschutz-NGO Vier Pfoten forderte in einer Aussendung, dass diese Standards rasch erarbeitet und beschlossen werden müssten - inklusive eines verpflichtend eingestreuten Liegebereichs. Ebenso lobte die NGO zwar die Entscheidung an sich, jedoch gab es Kritik an den Fristen.

„Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner im Talk mit den beiden Ministern Norbert Totschnig (Landwirtschaft, li.) und Johannes Rauch (Gesundheit) (Bild: Zwefo)
„Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner im Talk mit den beiden Ministern Norbert Totschnig (Landwirtschaft, li.) und Johannes Rauch (Gesundheit)

Entenfellner: „Dies ist auch ein ,Krone‘-Erfolg!“
„Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner, die sich seit vielen Wochen für eine Verbesserung des Gesetzesentwurfes starkmachte, freut sich über die Verbesserung: „Es gibt natürlich noch Baustellen, aber wir machen einen Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn es lange Übergangsfristen gibt, so wurde das Ende des routinemäßigen Schwanzkupierens als Ziel für 2040 festgelegt und Tierschutzorganisationen sollen als Berater hinzugezogen werden, wenn es um die Mindeststandards der Zukunft geht. Der Druck, den wir mit der ‘Krone‘-Familie auf die Politik ausgeübt haben, war nicht umsonst!“

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