Kiew dementiert
Moskau: Gesamte Region Luhansk „befreit“
Dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu zufolge ist am Sonntagvormittag die gesamte ostukrainische Region Luhansk „befreit“ worden. Zuvor hätten russische Truppen und die mit ihnen verbündeten ukrainischen Separatisten die strategisch wichtige Stadt Lyssytschansk vollständig eingenommen, hieß es. Doch aus Kiew kam am Sonntagnachmittag ein Dementi.
„Durch erfolgreiche Kampfhandlungen der russischen Streitkräfte zusammen mit den Einheiten der Luhansker Volksrepublik wurde die völlige Kontrolle über die Stadt Lyssytschansk und eine Reihe der nächstgelegenen Ortschaften hergestellt“, hieß es nach Angaben von Interfax in der Mitteilung des Ministers. Innerhalb eines Tages hätten die eigenen Truppen demnach in der Region 182 Quadratkilometer erobert.
Kiew bestreitet russische Berichte
Von ukrainischer Seite wurde die angebliche Eroberung umgehend dementiert. Die Stadt stehe nicht unter vollständiger russischer Kontrolle, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kiew am Sonntag. Die Situation sei seit einiger Zeit jedoch „sehr intensiv“, russische Truppen griffen die Stadt permanent an.
„Für Ukrainer hat der Wert menschlichen Lebens oberste Priorität“, sagte der Sprecher weiter. „Deshalb könnten wir uns manchmal aus gewissen Gebieten zurückziehen, um sie in der Zukunft zurückzuerobern.“
Der ukrainische Ministeriumssprecher erklärte auch, der Donbass sei nicht verloren, selbst wenn Russland ganz Luhansk erobere. Es gebe dort weitere große Städte, vor allem im Gebiet Donezk, die unter ukrainischer Kontrolle seien. „Diese Städte waren in den vergangenen Tagen Ziel schwerer Raketenangriffe und von Artilleriebeschuss. Aber der Kampf um den Donbass ist noch nicht vorbei.“
Region monatelang hart umkämpft
In der Region wird seit Monaten heftig gekämpft. Nachdem Russland bei seinem Versuch, die ukrainische Hauptstadt Kiew zu erobern, zurückgeschlagen wurde, konzentrierte es seine Bemühungen auf den Osten. Die Eroberung des Gebiets war von Beginn an von russischer Seite als wichtiges Kriegsziel ausgegeben worden. Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland dauert inzwischen schon mehr als vier Monate.
Explosionen in russischer Stadt Belgorod
Bei Explosionen in der russischen Stadt Belgorod nahe der Grenze zur Ukraine kamen unterdessen nach Angaben des Gouverneurs Wjatscheslaw Gladkow in der Region drei Menschen ums Leben. Vier weitere Menschen seien verletzt worden, darunter ein zehnjähriges Kind. Mindestens elf Wohnblöcke und 39 Privathäuser seien beschädigt worden. Die Ursachen des Vorfalls würden untersucht.
In Belgorod leben knapp 400.000 Menschen. Die Stadt liegt gut 40 Kilometer nördlich der Grenze zur Ukraine und ist das Verwaltungszentrum der gleichnamigen Region. Seit Russlands Einmarsch gab es immer wieder Berichte über Angriffe in Belgorod und anderen grenznahen Gebieten. Moskau wirft der Ukraine vor, hinter den Angriffen zu stecken. Die Regierung in Kiew hat sich nicht dazu bekannt, die Vorfälle aber als Quittung und Karma für Russlands Invasion bezeichnet.
Neben Belgorod werfen auch andere russische Regionen - darunter Kursk und Brjansk - der ukrainischen Seite immer wieder Beschuss vor. Kiew äußert sich zu den Vorwürfen in der Regel nicht.
Angriffe auf russische Militärstützpunkte in Melitopol
Ukrainische Angriffe wurden indes aus der russisch-besetzten Stadt Melitopol im Süden der Ukraine gemeldet. Mehr als 30 Geschosse seien auf einen der vier russischen Militärstützpunkte in der Stadt abgefeuert worden, teilte der ukrainische Bürgermeister von Melitopol, Iwan Fjodorow, am Sonntag in einer Videoansprache mit. Der Stützpunkt sei damit außer Gefecht gesetzt worden. Laut Fjodorow wurden Militärgerät und mehrere Treibstofflager getroffen. Daher hielten die Explosionen auch Stunden nach den Angriffen noch an.
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