Wo fallen dem Bundeskanzler die Preissteigerungen am meisten auf? Beim Tanken seines Familienautos. „Es hat mich geflasht.“ So hat Karl Nehammer bei Claudia Stöckl in „Frühstück bei mir“ auf Ö3 am Sonntag seine Gefühlslage an der Tankstelle im immer teurer werdenden Alltag beschrieben.
Und wenn Nehammer von früher über das parallele Windelwechseln seiner Kinder erzählt, formuliert der Kanzler das so: „Dann ist es richtig äktschig.“ Die Ausdrucksweise ist ungewöhnlich für einen 50-Jährigen, der Chef einer bürgerlichen Partei ist. Beim Zuhören fragt man sich, ob Nehammer nur auf volksnahe getrimmt wurde? Doch am Ende bleibt der Eindruck zurück, dass das von innen sprudelt. Nehammer spricht wirklich so.
Ebenso echt wirkt, wie er unter dem Kristallluster im dunkel getäfelten Kreisky-Zimmer von seinem Amt und seinen Aufgaben beeindruckt erzählt, dass da, wo er jetzt arbeitet, schon Leopold Figl und Julius Raab gesessen wären. Fast schon rührend auch, wie Nehammer den großen Einfluss seiner Ehefrau auf seine politischen Entscheidungen verteidigt.
Das alles ergibt ein Bild - und so war das von seinen PR-Beratern wohl beabsichtigt -, dass Nehammer der nette Mann von nebenan ist, dem manchmal die Gefühle davongaloppieren. Ob man das gut oder peinlich findet, ist egal. Nicht egal ist die Frage, ob der nette Herr Bundeskanzler das Zeug dazu hat, Österreich durch die Krise zu führen?
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.