„Habe Zukunft gesehen“

Smarte Kontaktlinse „Mojo Lens“ erstmals getragen

Elektronik
04.07.2022 10:15

Während sich unter anderem Facebook, Microsoft und dem Vernehmen nach auch Apple auf die Entwicklung sogenannter Augmented-Reality-Headsets konzentrieren, denkt man bei Mojo Vision in deutlich kleineren Maßstäben: Das kalifornische Start-up arbeitet bereits seit 2015 an einer smarten Kontaktlinse, die die menschliche Sicht mit virtuellen Informationen anreichern soll. Firmenchef Drew Perkins höchstpersönlich hat die „Mojo Lens“ nun einem ersten Tragetest unterzogen - und dabei laut eigenen Angaben „die Zukunft gesehen“.

„Wenn ich Leute frage, wann sie glauben, dass intelligente Kontaktlinsen getragen werden, höre ich Antworten, die von zehn Jahren über 20 Jahre bis hin zu ‘Das wird nie passieren‘ reichen. Es stellt sich heraus, dass die Zukunft viel näher ist, als die meisten Leute denken. Tatsächlich ist die Zukunft schon da. Ich habe sie gesehen. Ich habe sie getragen. Sie funktioniert“, schreibt Perkins in einem Blogeintrag über die laut eigenen Angaben „erste Demonstration einer Augmented-Reality-Kontaktlinse mit allen Funktionen direkt am Auge“.

Im Labor seines Unternehmens im kalifornischen Saratoga konnte Perkins demnach einen unlängst vorgestellten, neuen Prototyp der „Mojo Lens“ erstmals tragen und ausprobieren. „Zu meiner großen Freude stellte ich fest, dass ich mit einem Kompass interagieren konnte, um mich zu orientieren, Bilder betrachten und einen Teleprompter auf dem Display verwenden konnte, um ein überraschendes, aber vertrautes Zitat zu lesen“, berichtete der Mojo-Vision-CEO. Er habe dabei aus erster Hand die Zukunft des „Invisible Computing“, also der unsichtbaren Computer erlebt.

Die letzte technische Hürde vor dem ersten Tragen bestand laut Perkins darin, „sicherzustellen, dass die Strom- und Funkkommunikationssysteme ohne Kabel funktionieren. Das Durchtrennen des Kabels bewies, dass die Linse und alle wichtigen Komponenten voll funktionsfähig sind.“

Viel Technik auf kleinstem Raum
Das Herzstück der „Mojo Lens“ ist ein monochromes Micro-LED-Display mit einem Durchmesser von weniger als 0,5 mm und einer Pixeldichte von 14.000 ppi. Damit ist es laut Mojo Vision das kleinste und pixelreichste Display der Welt, das jemals für dynamische Inhalte entwickelt wurde. Ebenfalls in die Linse integriert sind ein Modem, das Daten über das 5-GHz-Band überträgt, ein ARM-Core-M0-Prozessor und ein Mini-Akku für die Stromversorgung.

Ein Beschleunigungsmesser, ein Gyroskop und ein Magnetometer sollen dafür sorgen, dass die AR-Bilder „auch bei Bewegung der Augen ruhig gehalten werden“. Denn gesteuert wird die „Mojo Lens“ über eine Benutzeroberfläche, die auf Eye-Tracking basiert und es dem Träger ermöglichen soll, anstelle von Hand- oder Gestensteuerung allein mittels der natürlichen Bewegung der Augen auf Inhalte zuzugreifen und Elemente auszuwählen.

„Das Tragen der Linse war inspirierend. Die Zukunft zu sehen, hat mich buchstäblich um den Verstand gebracht. Als ich die Linse trug und über die verschiedenen Komponenten und Subsysteme nachdachte, die darin enthalten sind, wurde ich daran erinnert, dass jedes unserer Entwicklungsteams in seinen eigenen Disziplinen große Erfolge erzielt hat. Aber die Optik, die Elektronik, die Mechanik und die Software gleichzeitig in Betrieb zu haben - und zu sehen, wie sie funktionieren - war eine historische Leistung“, schwärmt Perkins.

Hilfe für Sehbehinderte und Sportler
Sein Unternehmen will die smarte Kontaktlinse nun weiter „verfeinern“ und mehrere klinische Studien durchführen, um schließlich beim US-Gesundheitsministerium die Marktzulassung zu beantragen. Eines Tages, hofft Perkins, „dass ‘Mojo Lens‘ das Leben von Menschen mit Sehbehinderungen verändern wird, indem es ihre Fähigkeit verbessert, alltägliche Aufgaben zu erledigen, die für viele von uns selbstverständlich sind.“ Profitieren könnten von der AR-Kontaktlinse in Zukunft aber etwa auch Amateur- und Profisportler, „damit sie intelligenter trainieren, sich besser konzentrieren und Spitzenleistungen erzielen können“.

„Letztlich“, so Perkins, „handelt es sich um ein Hilfsmittel, das den Menschen einen unsichtbaren Assistenten an die Hand gibt, mit dem sie sich den ganzen Tag über konzentrieren können, ohne den Zugang zu den Informationen zu verlieren, die sie benötigen, um sich in jeder Situation sicher zu fühlen.“ Angaben dazu, wann die „Mojo Lens“ ihre Marktreife erreichen könnte, machte der Firmenchef jedoch nicht.

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