Keine Entspannung zeichnet sich vorerst am Neusiedler See im Burgenland ab. Dieser ist so seicht wie schon lange nicht mehr. 115 Meter liegt der Wasserstand aktuell über Adria - und damit nur noch vier Zentimeter über dem historischen Tiefstwert aus dem Jahr 2003.
Die anhaltende Hitze mit der einhergehenden starken Verdunstung und auch der Wind haben enorme Auswirkungen auf den See. Erst am Wochenende hatte starker Sturm, wie berichtet, für erschreckende Bilder vom Neusiedler See gesorgt. Die Bucht in Breitenbrunn war nahezu trockengelegt, Boote saßen am Grund auf. Ein zwar nur kurzfristiges Bild, das Wasser kehrte mit Nachlassen des Sturms wieder zurück, dennoch: Der Wasserstand bereitet große Sorge.
Es schaut nicht so aus, als ob es noch ein feuchtes Jahr wird.
Christian Sailer, Leiter der „Task Force Neusiedler See-Seewinkel“
Verdunstung ist über den Sommer hinweg üblich, die niedrigsten Werte werden im Herbst verzeichnet. Doch bereits jetzt - zu Sommerbeginn - ist der Stand alarmierend niedrig. Wie auch Christian Sailer vom Hauptreferat Wasserwirtschaft des Landes Burgenland erklärt. Im Vorjahr war der Wasserstand Anfang Juli 20 Zentimeter höher, im langjährigen Mittel sogar 42 Zentimeter. Auf den bisher höchsten Stand im Jahr 1996 fehlen ganze 75 Zentimeter - und auch das bisherige Minimum Anfang Juli aus dem Jahr 2005 lag 14 Zentimeter höher.
Gefahr von Bränden steigt
Mit der Trockenheit steige die Gefahr von Schilfbränden, so Seiler. Ein ebensolcher wütete am Wochenende bereits - ebenfalls in Breitenbrunn. Die Löscharbeiten gestalteten sich höchst schwierig, das Feuer war nur aus der Luft zu bekämpfen, da der Brandort nicht zugänglich war. Denn sinkt das Wasser weiter, stehen als Erste die Schilfgürtel im Trockenen - und können sich etwa durch Blitzeinschläge oder aber auch Unachtsamkeiten von Menschen rasch entzünden.
Das Feuer könne sich in der Folge mangels Wasser stärker verbreiten, meinte Sailer, der auch Leiter der „Task Force Neusiedler See-Seewinkel“ ist. Auch eine Verkeimung des Wassers ist möglich. Momentan sei das noch nicht akut, aber „mitdenken muss man alles zurzeit“, so der Experte.
Wege ins tiefere Wasser immer länger
Für die Badesaison sieht er derzeit noch keine Probleme. Aber: „Die Wege, um tief im Wasser zu stehen, werden immer größer“, betonte er. Niederschläge könnten Entspannung bringen, dafür müsse man aber abwarten, wie sich die Witterung entwickle. „Es schaut nicht so aus, als ob es noch ein feuchtes Jahr wird“, sagte Sailer. Überraschungen gebe es aber immer wieder.
Die Task Force beschäftigt sich auch mit einer möglichen Wasserzufuhr aus der ungarischen Moson-Donau, hierzu laufe aktuell die Planung. Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) hat dazu vergangene Woche angekündigt, dass demnächst politische Gespräche mit dem Nachbarland stattfinden sollen.
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