Bregenz’ Bürgermeister Michael Ritsch ist alles andere als zufrieden mit der Präsentation der ÖBB zum Bahn-Ausbau rund um Bregenz. Die ÖBB favorisieren einen oberirdischen Ausbau. Ritsch findet das unterirdisch.
Am Montagnachmittag ging es hoch her in Bregenz. Die ÖBB präsentierte ihren Zwischenbericht zur Untersuchung des Streckenausbaus zwischen Lauterach und Lochau. Mit der Untersuchung beauftragt wurde das Büro Werner Consult - und dieses favorisiert ganz eindeutig einen rein oberirdischen Ausbau des Bahnnetzes. Sowohl eine Unterflurlösung als auch eine Hybrid-Variante schnitten deutlich schlechter ab. Zu betonen gilt es, dass der Fokus der Studie auf der baulichen Machbarkeit lag. Konkret geht es um den zweigleisigen Ausbau Lochau-Bregenz Hafen, den dreigleisigen Ausbau Bregenz-Lauterach Nord bzw. Wolfurt und den zweigleisigen Ausbau Lustenau-Hard-Fußach.
Über hundert Häuser müssen weg
Die oberirdische Variante zeigt laut Untersuchung die geringsten Auswirkungen auf Anrainer, bestehende Infrastruktur und Natur. Zudem rechnet das Consultingbüro für die oberirdische Variante mit einer Bauzeit von drei Jahren, für die unterirdische Variante rechnet es mit acht Jahren. Auch glaubt Werner Consult, dass für die Unterflurlösung über 100 bestehende Immobilien geschleift werden müssten.
Tunnelbauweise gefordert
Kein Wunder, dass Bürgermeister Ritsch (SPÖ), ein Verfechter der Unterflur-Lösung, keineswegs happy mit diesen Ergebnissen ist: „Die Studie präferiert einen oberirdischen Ausbau, was drei Gleise durch das Vorkloster, drei Gleise am Riedenburger Bahnhof und zwei Gleise an der Pipeline Richtung Lochau bedeuten würde. Dort, wo jetzt der neue Fahrradweg gemacht wurde, würde dann der Zug fahren. Das ist inakzeptabel, das werden wir nicht zulassen.“ Und weiter: „Bei der Präsentation wurde außerdem davon ausgegangen, dass die Unterflurvariante in offener Bauweise umgesetzt wird und dadurch Häuser abgetragen werden müssten. Nachdem die ÖBB mit drei Gleisen plant, muss die Unterflurvariante natürlich im Tunnelbau realisiert werden. Dann müsste niemand enteignet und keine Häuser abgerissen werden. Wenn in Wien eine neue U-Bahnlinie gebaut wird, passiert dies auch nicht in offener Bauweise. Das wäre doch absurd“, ärgert sich Ritsch.
NEOS wünschen sich Leadership
Aber nicht nur er, auch die NEOS sind ob der Studienergebnisse mehr als nur verwundert. „Das Land befragt den Bahnbetreiber, welche Variante er gerne hätte und mit großer Überraschung wird die baulich und betrieblich einfachste Variante bevorzugt“, kritisiert Verkehrssprecher Gary Thür. Dabei sei die Unterflurlösung jene, die für die Lebensqualität der Menschen und für die Erreichung der Klimaziele die größte Bedeutung hätte. Er fordert das Land auf, nun Leadership zu zeigen und sich das Heft nicht aus der Hand nehmen zu lassen.
Landesrat Daniel Zadra (Grüne) zeigte sich nach der Präsentation recht neutral: „Es ist keine Vorentscheidung getroffen worden, sondern nun geht es darum, mit allen Partnern weiter an einer möglichst gemeinsamen Lösung zu arbeiten.“
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