Kanzler: „Kein Zufall“
Russen legen Österreichs größten Öllieferant lahm
Rund ein Drittel des österreichischen Erdöls stammt aus Kasachstan. Doch nun hat Russland einen für den Export von kasachischem Öl bestimmten Terminal im Schwarzen Meer geschlossen. Zuletzt hatte es zwischen Russland und Kasachstan wegen des Ukraine-Kriegs Unstimmigkeiten gegeben.
Die Betreibergesellschaft Caspian Pipeline Consortium (CPC) muss wegen eines Gerichtsurteils seinen Ölexport nach Europa stoppen - ein großer Teil des Rohstoffes wäre dabei für Österreich vorgesehen gewesen. Nach offiziellen Angaben sei die „Dokumentation beim Notfallplan für die Beseitigung eventueller Ölunfälle unvollständig“, weshalb Russland den Terminal für 30 Tage schliessen ließ.
Österreichs größter Erdöllieferant
Die OMV förderte über ihre rumänische Tochter OMV Petrom bis vor Kurzem selbst Öl in Kasachstan. Trotz des Verkaufs der Anlagen und Ölfelder vergangenes Jahr macht kasachisches Erdöl weiter rund ein Drittel der in der Raffinerie Schwechat verarbeiteten Erdölmenge aus - die Kapazität der Raffinerie beträgt rund 9,6 Mio. Tonnen pro Jahr. Das Öl kommt über den Hafen Triest und dann per Pipeline nach Schwechat. Die Raffinerie Schwechat verarbeitet unter anderem auch Öl aus Libyen, dem Irak oder Norwegen - auf diese Lieferanten wolle man künftig stärker zugreifen, falls Kasachstan längerfristig nicht liefern könne, hieß es.
Nehammer: „Kein Zufall“
Bundeskanzler Karl Nehammer glaubte Mittwochfrüh im Pressefoyer „nicht an einen Zufall“. Die Aktion sei ein weiterer Beweis dafür, dass Russland „Energie als Waffe einsetzen wolle“. Aktuell hätte der Lieferausfall aus Kasachstan aber keine Auswirkung, so Ministerin Gewessler, die zu beruhigen versuchte. Nach einem Unfall steht die Anlage außerdem ohnehin still.
Separatistenrepubliken nicht anerkannt
Über das Terminal in der südrussischen Hafenstadt Noworossijsk fließen 80 Prozent des aus Kasachstan exportierten Öls - Kasachstan hat keinen eigenen Zugang zu den Weltmeeren. Die Umschlagkapazität liegt bei 67 Millionen Tonnen Öl pro Jahr. Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew hatte zuletzt der EU angeboten, mehr Öl und Gas nach Europa zu liefern, um die Energiesicherheit des Kontinents trotz des Ukraine-Kriegs und der damit zusammenhängenden Sanktionen gegen Russland zu gewährleisten. Kasachstan hat die Unabhängigkeit der von Moskau protegierten Separatistenrepubliken im Osten der Ukraine nicht anerkannt.
Stabile Lieferungen aus der Ex-Sowjetrepublik sind für Österreichs Versorgung mit Erdöl von großer Bedeutung. 2020 stammten 36,6 Prozent aller Rohölimporte aus dem rohstoffreichen, aber armen Land. 2019 waren es sogar 39,2 Prozent und 2021 bis Oktober 38,1 Prozent. Damit ist Kasachstan Österreichs mit Abstand wichtigster Erdöllieferant, 15 Prozent der Rohölimporte stammen aus dem Irak, weitere zehn Prozent bisher aus Russland.
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