„Harter Tag für uns“
Einzige Abtreibungsklinik in Mississippi schließt
„Es ist unser letzter Tag des Kampfes gegen alle Widrigkeiten - da zu sein, wenn kein anderer Anbieter es wollte oder konnte“, erklärte der Pink House Fund und zeigte sich zugleich „stolz" auf seine Arbeit. Die Klinik in der Stadt Jackson war wegen der Farbe des Gebäudes auch als Pink House - rosa Haus - bekannt.
Die Klinik war nicht nur die einzige, die Abtreibungen in dem Südstaat anbot - sie stand auch im Zentrum des Rechtsstreits, der letztlich zur Aufhebung des landesweiten Grundrechts auf Schwangerschaftsabbrüche führte. Die Jackson Women‘s Health Organization hatte gegen ein Gesetz in Mississippi geklagt, das Abtreibungen ab der 15. Schwangerschaftswoche verbietet und damit gegen das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ aus dem Jahr 1973 verstieß. Dieses hatte ein Grundrecht auf Abtreibungen bis etwa zur 24. Schwangerschaftswoche verankert.
Kein Bundesgesetz zu Abtreibungen in den USA
Der Oberste Gerichtshof der USA mit seiner konservativen Mehrheit erklärte am 24. Juni aber das Gesetz in Mississippi für verfassungskonform - und hob gleichzeitig „Roe v. Wade“ auf. Die Entscheidung des Supreme Court gilt als historische Zäsur und sorgte für ein politisches Erdbeben. Weil es kein Bundesgesetz zu Abtreibungen gibt, können Bundesstaaten jetzt Schwangerschaftsabbrüche weitgehend oder komplett verbieten. Zahlreiche konservativ regierte Bundesstaaten haben dies bereits beschlossen.
In Mississippi tritt jetzt ein Gesetz in Kraft, das noch strenger ist als das Gesetz mit der 15-Wochen-Frist. Es verbietet bis auf wenige Ausnahmen alle Abtreibungen und sieht bei Verstößen Haftstrafen von bis zu zehn Jahren vor. Die Abtreibungsklinik in Jackson hatte noch versucht, dieses Gesetz durch ein Gericht blockieren zu lassen, war damit aber am Dienstag gescheitert und musste nun schließen.
Zunahme heimlicher Abtreibungen gefürchtet
Auch in anderen Bundesstaaten haben Abtreibungskliniken zuletzt dichtmachen müssen. Frauen, die dort leben und eine Abtreibung vornehmen wollen, werden damit in Bundesstaaten reisen müssen, in denen Schwangerschaftsabbrüche legal sind. Eine weitere Möglichkeit sind Abtreibungspillen, gegen die konservative Bundesstaaten aber ebenfalls vorgehen. Experten befürchten außerdem eine Zunahme heimlicher und für die Frauen gefährlicher Abtreibungen.
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