Autoritärer Führungsstil, Angst vor Vorgesetzten, kaum Fehlerkultur - der Bericht zu mutmaßlichen Missbrauchsfällen in einem Penzinger Kindergarten in Wien zeichnet ein Bild des Totalversagens!
Jetzt bestätigt die Kinder- und Jugendanwaltschaft (KJA), was viele betroffene Eltern schon lange wussten und worauf sie immer wieder aufmerksam machten. Im städtischen Kindergarten Waidhausenstraße (14. Bezirk) herrschte eine Atmosphäre der Angst – unter den Kindern und den Pädagogen. So berichteten Eltern bereits im Sommer 2020, dass ihr Kind von „sexuellen Spielen“ im Kindergarten spreche.
Kindergarten reagiert mehrere Monate nicht
Eine andere Familie wandte sich zur gleichen Zeit an die Kindergartenleitung und berichtete, dass ihr Kind oft aufwache, „sich immer wieder Richtung Gesäß greife und ,Nein‘ schreie“. Auch von Rötungen und Schmerzen im Genitalbereich, Albträumen sowie Bettnässen sind mehrfach die Rede. Dennoch passierte lange Zeit nichts. Monatelang seien Eltern vertröstet worden.
Erst im März 2021 gab es Gespräche zwischen der Kindergartenleitung und den Mitarbeitern. Im selben Monat wurde dann der verdächtige Pädagoge versetzt.
„Autoritäre Führungsstile, Angst vor Vorgesetzten“
Insgesamt zwölf Eltern aus dem Kindergarten vertrauten sich für den Bericht der KJA an. Warum bei Vorgesetzten und Kollegen nicht alle Alarmglocken schrillten? Auch darauf gibt die KJA eine Antwort. Sie kommt zum Schluss: „Im Zuge der Erhebungen drängte sich das Bild auf, dass zumindest in Teilen der Organisation eine problematische Unternehmenskultur vorherrscht. Diese zeigt sich hinsichtlich Fehlerkultur, autoritärer Führungsstile, Angst vor Vorgesetzten, mangelnder Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung, falscher Zurückhaltung in der Kommunikation mit den Bildungspartnern (insbesondere Eltern), mangelndes Verständnis von Partizipation und mangelnde Weitergabe von Informationen innerhalb der Organisation.“
Über die Frage der Schuld oder Nichtschuld muss die Staatsanwaltschaft beziehungsweise das Gericht entscheiden. Das ist nicht die Frage der Politik oder des Berichts.
Christoph Wiederkehr (NEOS), Bildungsstadtrat
„Kein zufriedenstellendes Krisenmanagement“
Auch die in den eigenen Leitfäden angeordnete Inanspruchnahme von externen Experten hätte nicht in geeigneter Form stattgefunden. Die KJA attestiert „kein zufriedenstellendes Krisenmanagement“. Die Leiterin der Einrichtung sowie die MA-10-Chefin wurden mittlerweile abgezogen.
Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr: „Dieser Bericht ist die Basis für ein Sofort-Maßnahmen-Paket (siehe Grafik oben), das wir dieses Jahr umsetzen werden. Auch gesetzliche Änderungen werden wir prüfen.“
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