Erstmals seit dem Verbot des Fangs von Finnwalen hat ein Forschungsteam in der Antarktis wieder größere Bestände der mehr als 20 Meter langen Tiere entdeckt. Bei zwei Expeditionen nahe der Antarktischen Halbinsel in den Jahren 2018 und 2019 dokumentierte das Team um die Biologinnen Helena Herr von der Universität Hamburg und Bettina Meyer vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) mehr als 100 Sichtungen von einem oder mehreren Finnwalen.
Zumeist seien es ein bis vier Tiere gewesen, manchmal mehr. Zweimal seien sogar Gruppen von rund 150 Walen in dem historischen Futtergebiet registriert worden, teilte das Team im Fachmagazin „Scientific Reports“ mit.
Meeressäuger werden bis zu 70 Tonnen schwer
Finnwale, die über 70 Tonnen schwer werden können, ernähren sich vor allem von Krill und kleinen Schwarmfischen. Sie waren nach Angaben der Forscher durch den Walfang (Bild unten) in der südlichen Hemisphäre nahezu ausgerottet gewesen. 1976 wurde die Jagd auf sie dort bereits verboten - noch vor dem Walfang-Moratorium, das für alle Großwale gilt.
In den 2000er-Jahren seien bei der Antarktischen Halbinsel schließlich wieder mehr Finnwale gesichtet worden. Das Team um Herr und Meyer zählte die Wale per Helikopter- und Drohnenflüge sowie durch Sichtungen vom Schiff aus.
Gruppen so groß wie zu den Anfängen des Walfangs
„Die beobachteten Gruppengrößen von bis zu 150 Tieren sind in der heutigen Zeit einzigartig und wurden zuletzt Anfang des 20. Jahrhunderts, also zu Beginn des Walfangs in der Antarktis, beschrieben“, sagte Helena Herr, Erstautorin der Studie.
„Auch wenn wir die Gesamtzahl der Finnwale in der Antarktis mangels synchroner Beobachtungen nicht kennen: Es könnte ein gutes Zeichen sein, dass sich die Finnwal-Population in der Antarktis fast 50 Jahre nach dem Verbot des kommerziellen Walfangs erholt“, ergänzte Bettina Meyer.
Die erhöhten Bestände wirkten sich auf das gesamte Ökosystem der Antarktis aus. Die Ausscheidungen der Finnwale sorgen den Angaben zufolge in den oberen Wasserschichten für mehr Nährstoffe. Dies komme anderen Lebewesen zugute. „Die Kleinstlebewesen, die von dem reicheren Nährstoffangebot profitieren, nehmen viel CO2 auf und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Kohlenstoff in der Atmosphäre“, sagte Herr.
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