Am Samstag die „Generalprobe“ gegen Schottlands Meister Celtic Glasgow (Samstag 18 Uhr), am Sonntag (13.30 Uhr) der Tag der offenen Tür - schon an diesem Wochenende geht es in Hütteldorf rund! Im Mittelpunkt steht bei Rapid Heimkehrer Guido Burgstaller. Nach acht Jahren im Ausland ist der Stürmer jetzt der „neue“ Leithammel, die absolute Identifikationsfigur bei Grün-Weiß. Die Vorfreude ist groß, die Erwartungshaltung noch größer. Die „Krone“ fragt nach…
„Krone“: Burgi, du warst jetzt acht Jahre im Ausland - wie viel von Rapid hast du noch wieder erkannt?
Guido Burgstaller: Alles ist größer, professioneller geworden. Hier ist super gearbeitet worden. Das neue Stadion ist wunderschön, auch das Trainingszentrum. Da braucht man sich vor niemandem verstecken, ich kann mich nicht beschweren. Ich weiß schon, was Rapid bedeutet.
Nürnberg, Schalke, St. Pauli, Rapid - passt ein Guido Burgstaller nur zu sogenannten Kultklubs?
Das hat sich so ergeben, ich hatte das Glück, dass diese Vereine mich wollten. Ich spiele gerne bei Vereinen, wo es um mehr als nur Fußball geht. Man hat sich gegenseitig angezogen.
Bei Rapid war es Steffen Hofmann, du warst es auf St. Pauli - kannst du mit dem Begriff Fußballgott etwas anfangen?
Es war eine schöne Zeit auf St. Pauli. Ich denke, jeder Spieler erlebt es gerne, wenn die Fans, das ganze Stadion hinter einem stehen. Aber ich bin nicht der Typ, der gerne im Mittelpunkt steht.
Aber die Kapitänsbinde würdest du annehmen? Im letzten Test warst du bereits Kapitän, da Dibon und Hofmann gefehlt haben.
Das muss der Trainer entscheiden. Ich bin einer, der alles auf dem Platz lässt, was er im Tank hat. Ich will vorangehen.
Dein Spielstil ist sehr intensiv - spürst du das mit 33 Jahren jetzt mehr als früher? Kannst du den Burgi-Stil jede Partie so abrufen?
(lacht): 33 ist doch kein Alter. Also läuferisch hatte ich bislang noch keine Probleme. Aber natürlich wird man Fußball-schlauer, man macht vielleicht nicht mehr jeden sinnlosen Sprint. Bislang habe ich keine Probleme, mir die Kraft einzuteilen.
Du hast die Nummer 9 gewählt, damit steigerst du die Erwartungshaltung zusätzlich…
Das hatte ich nicht bedacht. Klar, das ist die Nummer von Hans Krankl, dem Jahrhundert-Rapidler. Ich werde versuchen, ihn nicht zu enttäuschen. Tore und Assists kommen von alleine, wenn ich mich wohlfühle. Es geht um die Mannschaft, nicht um mich.
Aber du bist jetzt neue Leithammel, eine Identifikationsfigur.
Auf dem Platz gerne, da nehme ich die Rolle an. Aber abseits bin ich ein zurückhaltender Mensch, wie gesagt, ich will nicht im Mittelpunkt stehen.
Findet man dich auch deshalb nicht in den sozialen Medien?
Ja, das ist mir einfach zu oberflächlich.
Wie verbringst du deine Freizeit, was ist dein Ausgleich zum Fußball-Stress?
Ich denke, ich bin ganz normal. Mit dem Golfen habe ich angefangen, ansonsten will ich Zeit mit meiner Familie verbringen.
Die Nähe zu Frau und Tochter, die in Kärnten leben, hat dich auch zurückgeführt. Aber ihr hofft nur auf englische Wochen, da wird kaum Zeit bleiben, um nach Kärnten zu fahren.
Es sind mit dem Auto keine drei Stunden, das ist eher möglich, als von Deutschland aus. Und wenn wir in Kärnten spielen, können sie auch ins Stadion kommen. Nach dem ganzen Corona-Chaos war es mir einfach wichtig, wieder näher bei meiner Tochter zu sein.
Am Samstag wartet der Test gegen Celtic, dein erstes Spiel im Allianz Stadion - dennoch etwas besonderes?
Ich freue mich darauf, aber es ist nur ein Test. Wichtiger ist, dass wir im Cup und dann im Europacup gut starten.
Rapid hat neun Neu-Verpflichtungen, ein komplett neues Team - wie lange wird es dauern, bis ihre eine Einheit, ein echtes Team seid?
In der kurzen Zeit ist das schwierig, das muss allen bewusst sein. Aus meiner Erfahrung dauert das. Aber wir haben eine gute Energie, gute Charakteren drinnen. Auf dem Platz muss man sich finden, bis jeder weiß, was der andere will, auch braucht. Aber daran arbeiten wir jeden Tag.
Ich frage dich nicht nach deinen Zielen, formuliere es anders: Ein Titel fehlt in deiner Karriere noch.
Stimmt, ich war nahe dran, mit Schalke Vize-Meister, auch im Cup-Halbfinale. Ich würde lügen, wenn ich sage, ich will keinen Titel. Dann wäre ich im falschen Beruf. Man weiß nie, was kommt. Es gibt Salzburg, Sturm, schau ma mal…
Du bist jetzt 33 Jahre, hast auch im Ausland viel erlebt - gibt es rückblickend etwas, was du mit der heutigen Erfahrung anders gemacht hättest?
Als ich jünger war, hätte ich professioneller mit meiner Karriere umgehen können. Ansonsten würde ich alles so wieder machen. Jeder Schritt war richtig, ich bereue nichts.
Du hast für zwei Jahre in Hütteldorf unterschrieben. Nur Peter Schöttel und Steffen Hofmann durften bei Rapid ihre Karriere beenden, wurden nicht vorher „abgegeben“ - wie schaut dein Plan aus?
Im Fußball kann man nichts planen. Aber der Gedanke ist da, dass es dann vorbei ist.
Und dann, was machst du nach der aktiven Karriere?
Viel Zeit mit meiner Tochter verbringen.
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