Die weiterhin nur sehr spärlich verfügbaren Plätze für ein Medizinstudium in Österreich sind weiterhin heiß begehrt. Zum Start der Aufnahmetests an den Medizinischen Universitäten Wien, Innsbruck und Graz sowie der Medizinischen Fakultät der Uni Linz kamen knapp 12.000 Bewerber. Ursprünglich hatten sich österreichweit knapp 16.000 Personen dafür angemeldet. Die Zahl der Studienplätze wurde heuer zwar auf 1850 erhöht, Forderungen nach einer weiteren Aufstockung ließ das aber nicht verstummen.
Von ursprünglich exakt 15.788 Angemeldeten haben am Freitag insgesamt 11.643 Interessierte an den gemeinsamen Aufnahmeverfahren teilgenommen. An der MedUni Wien waren es knapp 6000 Personen, in Innsbruck etwas mehr als 2000 Personen, an der Med Uni Graz fast genau 2000 und in Oberösterreich rund 1000.
Weniger Andrang als im Vorjahr
Im Vergleich zum Höchststand 2021 mit rund 18.000 Bewerbungen ist der Andrang also wieder gesunken. Das liege vor allem an den zurückgegangenen Anmeldungen aus anderen EU-Ländern, sagte die Vizerektorin für Lehre der MedUni Wien, Anita Rieder, bei einer Pressekonferenz am Freitag. Die Ursachen dafür seien vielfältig und nicht klar benennbar. Der Trend zum steigenden Interesse am Medizinstudium sei aber dennoch weiterhin erkennbar, so Rieder.
Chancen auf Studienplatz leicht gestiegen
In Wien waren wie jedes Jahr die meisten Bewerber gemeldet, 71 Prozent von ihnen haben ein österreichisches Maturazeugnis, 63 Prozent sind Frauen. Insgesamt stehen die Chancen auf einen Studienplatz heuer etwas besser als in den vergangenen beiden Jahren. Von den zusätzlichen Plätzen entstehen 70 in Linz, 20 in Wien und je zehn in Graz und Innsbruck.
Zusammengezählt werden damit an der Medizinischen Universität Wien 760 Plätze für Human- bzw. Zahnmedizin angeboten, an der Medizinischen Universität Innsbruck 410, an der Medizinischen Universität Graz 370 und in Linz 310.
Prüfung dauert den ganzen Tag
Das Aufnahmeverfahren dauert mit Mittagspause etwa acht Stunden. Abgeprüft wird das schulische Vorwissen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik, Lesekompetenz und Textverständnis sowie kognitive Fertigkeiten.
Aus Anschlussbefragungen wisse man, dass viele den Test mehrfach machen würden. Etwa jede zweite Person besuche dafür einen Vorbereitungskurs, berichtete Rieder. Die vielfach kritisierten teuren Kurse seien aber keine Voraussetzung zum Bestehen. „Alle haben die gleichen Chancen“, betonte Rieder.
Hoffnung auf mehr Hausärzte
Angesichts des drohenden Mangels an Hausärztinnen und -ärzten, vor allem in ländlichen Gebieten, nehme die MedUni Innsbruck ihre Verantwortung wahr, versicherte Wolfgang Prodinger, Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten, im Pressegespräch am Freitag.
So werde ab dem Wintersemester 2022/23 ein Erweiterungsstudium Allgemeinmedizin angeboten, um „Studierenden der Humanmedizin schon frühzeitig und begleitend über die Studiendauer die Möglichkeit zum praktischen Kennenlernen von Grundsätzen, Abläufen und Arbeitsfeldern im Bereich der Primärversorgung zu bieten“.
Mehr Studienplätze gefordert
Traditionell unzufrieden mit der Diskrepanz zwischen verfügbaren Studienplätzen und Interessierten ist die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH). Dadurch würden viele motivierte junge Menschen von ihrer bevorzugten Studienwahl abgehalten werden. „Wir stellen uns klar gegen jegliche Zugangsbeschränkung“, so die Vorsitzende Keya Baier in einer Aussendung. Gefordert sei das Bildungsministerium, um der „sozialen Selektion aktiv entgegenzusteuern“.
Die SPÖ forderte eine Verdoppelung der Medizin-Studienplätze. „Ganz Österreich spürt längst die ersten Auswirkungen des drohenden Ärztemangels. Dabei zeigt sich Jahr für Jahr: Es gibt genug junge Menschen, deren Traum es wäre Leben zu retten. Wir sollten ihnen die Chance, ihren Traum zu erfüllen, auch geben“, meinte SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher in einer Stellungnahme.
Ärztekammer sieht mangelnde Perspektiven
Für die Ärztekammer (ÖAK) ist das allerdings ein „abstruser Vorschlag“: „Das zeigt wieder einmal, dass die Politik noch immer nicht begriffen hat, worum es im Kampf gegen den drohenden Ärztemangel wirklich geht. Wir müssen zuallererst mal schauen, dass wir jene, die bei uns jetzt ausgebildet werden, mit allen Mitteln in Österreich halten können“, so Vizepräsident Harald Mayer in einer Aussendung.
Man habe genügend Absolventen - diese würden aber wegen fehlender Ausbildungsstellen nach dem Studium, Mängeln in der Qualität der Ausbildung, nicht zeitgemäßer Arbeitszeitmodelle bzw. wegen besserer Bezahlung und Karrierechancen im Ausland anderswo ihren Beruf ausüben.
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