Rubel weiter stabil

Euro schlittert auf tiefsten Stand seit 20 Jahren

Wirtschaft
08.07.2022 16:54

Die in der Eurozone niedrigeren Zinsen und der Ukraine-Krieg sorgen für einen Kursrutsch des Euro auf 1,01 US-Dollar - einen solchen Wechselkurs gab es zuletzt vor zwanzig Jahren. Indessen liegt der russische Rubel weiterhin auf Erfolgskurs.

Die Parität zwischen Euro und Dollar ist de facto erreicht. Am Freitagvormittag markierte der Kurs mit 1,0077 Dollar den Tiefststand, um sich aber kurz darauf wieder bei knapp über 1,01 Dollar einzupendeln. 

USA preschen mit Zinssatz voran
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Eurokurs um rund 14 Prozent eingebrochen. Das hat zwei Ursachen: Zum einen hat die US-Notenbank Fed relativ rasch auf die hohe Inflation reagiert und die Leitzinsen auf inzwischen 1,5 bis 1,75 Prozent angehoben, so stark wie seit 1994 nicht mehr.

Die Sanktionen gegen Russland wirbeln die globalen Finanzmärkte durcheinander. (Bild: AFP/Yuri KADOBNOV)
Die Sanktionen gegen Russland wirbeln die globalen Finanzmärkte durcheinander.

Europäische Zentralbank zu zögerlich?
Das macht den Dollar und Anleihen in der Währung für Anleger interessanter und führte zu den Kursanstiegen. In der Eurozone wird erst in zwei Wochen der erste Zinsschritt gesetzt, aktuell ist der Leitzins noch immer bei null.

Der Krieg in Europa spielt auch eine Rolle, weil die Wirtschaft – und damit die Währung – auf dem ganzen Kontinent geschwächt wird. Zwar mussten auch die USA die Konjunkturprognosen zurücknehmen, doch zumindest ist dort die Energie viel billiger als bei uns.

Der „weiche" Euro

Für alle, die in der Eurozone leben, ändert ein Kursverfall der Währung zum Dollar im Prinzip nichts an der Kaufkraft. Das ist der große Vorteil der Währungsunion. Wir spüren es nur bei Produkten, die wir in der US-Währung einkaufen und zahlen. Das ist vor allem Energie. Denn die Notierungen von Öl erfolgen in Dollar. Daher hat der Kursanstieg zusätzlich zum gestiegenen Rohstoff die Kosten für uns erhöht. Das sehen wir täglich an den Zapfsäulen.

Rubel auf Sieben-Jahres-Hoch
Etwas positiver sieht die Perspektive aktuell für den russischen Rubel aus und stand zwischenzeitlich gar auf einem Sieben-Jahre-Hoch. Zwar rutschte die russische Landeswährung zu Beginn der Woche etwas ab, in Summe ist der Rubel jedoch weiterhin deutlich teurer als vor Kriegsbeginn im Februar - ein Euro kostete am Freitag immerhin 64 Rubel (zum Vergleich: 63 Rubel für einen US-Dollar).

Da sich der starke Rubel jedoch entsprechend auf die exportorientierten Branchen auswirke, erklärte Russlands Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow zuletzt, dass man überlege, hier gegenzusteuern.

Russland zahlungsunfähig
Tatsächlich ist der starke Rubel jedoch nicht automatisch ein Indiz für die Erholung der russischen Wirtschaft. So profitiert man zwar von den hohen Öl- und Erdgaspreisen, der Kurs der Währung wurde zuletzt aber auch durch Maßnahmen des Kremls gestützt und Privatpersonen durften etwa keine ausländischen Währungen abheben.

Dazu kommt, dass Russland zuletzt bei der Rückzahlung von Zinsen auf Fremdwährungsanleihen in Verzug geraten ist, wodurch die Ratingsagentur Moody‘s Russland sogar für zahlungsunfähig erklärte. Das Land verfügt zwar über ausreichend Vermögen, durch die westlichen Sanktionen können die Zahlungen jedoch Russlands Gläubiger nicht erreichen. 

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