Die Familie eines 89-jährigen Tirolers sucht verzweifelt einen freien Platz in einem Altersheim. Der Mangel an Pflegepersonal spielt dabei eine große Rolle. Wunsch-Heime haben zumeist keinen Platz - Ausweichadressen müssen her.
Dass es nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in den Heimen zu wenige Pflegekräfte gibt, spürt ein verzweifelter Tiroler, der an die „Krone“ herangetreten ist. Im Juli 2020 erhielt Michael Pfeifenbergers 89-jähriger Vater Anton Jilg die Diagnose Alzheimer-Demenz. Schon mehr als ein Jahr zuvor fragte der Sohn in dessen Heimat Rum um einen Heimplatz für den Vater an, der Pflegestufe 1 hatte.
Pflegende Frau erlitt zwei Nervenzusammenbrüche
„Keine Chance“, hieß es, und die Familie beschloss, den Vater bei seiner 84-jährigen Frau zu lassen. Beide Söhne konnten Herrn Jilg nicht bei sich aufnehmen. Mobile Dienste hat der 89-Jährige vergrault, „er mag keine Fremden“. Mittlerweile hat er Pflegestufe 4, um 5 wurde angesucht. Anfragen an Heime zu späteren Zeitpunkten blieben ebenfalls erfolglos. Bis vor einigen Wochen pflegte ihn seine Frau rund um die Uhr. Dann erlitt sie einen Nervenzusammenbruch – den zweiten in zwei Jahren.
Die Sozialarbeiterinnen in den Krankenhäusern haben mir gesagt, dass im ganzen Raum Innsbruck kein Heimplatz frei sei.
Michael Pfeifenberger
Die 84-Jährige befindet sich nun zur Erholung in der Steiermark. Ihren Mann wies der Hausarzt in das Krankenhaus ein. Von dort aus versucht die Familie, Herrn Jilg in einem Heim unterzubringen. Aber: „Die Sozialarbeiterinnen in den Krankenhäusern haben mir gesagt, dass im ganzen Raum Innsbruck kein Heimplatz frei sei“, sagt Pfeifenberger.
Die „Krone“ fragte beim Land nach. „Viele Betten sind belegt, wenn auch nicht die Bettenanzahl generell, sondern das zur Verfügung stehende Personal einen begrenzenden Faktor darstellt“, lautete die Antwort. Ob um Innsbruck tatsächlich alles voll ist, wisse man nicht.
Lieber wäre mir Rum, weil es dort unsere Mutter nicht so weit hat, aber ich nehme, was frei ist.
Der Sohn des betroffenen Seniors
Vielleicht Aussicht auf einen Platz in Innsbruck
Indes steht fest: Eventuell bekommt Herr Jilg einen Platz in Innsbruck. „Lieber wäre mir Rum, weil es dort unsere Mutter nicht so weit hat, aber ich nehme, was frei ist“, meint sein Sohn. Dass das Rumer Wohnheim niemanden aufnehmen kann, bestätigte die dortige Pflegedienstleitung – wegen Mitarbeitermangels. Es würden „sicher sechs Vollzeitkräfte“ fehlen.
Michael Pfeifenberger betonte im „Krone“-Gespräch mehrfach, die Schuld nicht beim Pflegepersonal zu suchen – im Gegenteil. „Aber wenn ein Mensch sein Leben lang hart gearbeitet und zum Sozialstaat beigesteuert hat, dann sollte dieser auch für ihn da sein, wenn er ihn später braucht.“
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