Herzinfarkt, Schlaganfall, Gefäßverschluss - diese Erkrankungen sind Folgeerscheinungen von Diabetes. Jedes Jahr sterben 10.000 Patienten daran. Das entspricht jedem 8. Todesfall. Ein Experte berichtet, wie dies vermeidbar wäre.
„Es ist den Betroffenen und vielleicht sogar manchen Ärzten noch zu wenig bewusst, wie toxisch die erhöhten Blutzuckerwerte auf die verschiedenen Organe wirken. Denn es sind nicht nur die kleinen und großen Gefäße betroffen, sondern auch die einzelnen Zellen der Organe wie Nerven- und Herzmuskelzellen werden direkt geschädigt“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Abteilungsvorstand der Inneren Medizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz (OÖ). Als Präsident der Österreichischen Diabetesgesellschaft (ÖDG) möchte er daher die schädlichen Auswirkungen chronisch erhöhter Blutzuckerwerte ins Zentrum rücken.
Zucker macht Cholesterin aggressiv
Es ist wichtig, den Zusammenhang zwischen Blutzucker und einer daraus entstehenden Gefäßerkrankung zu verstehen. Bereits bei einem Wert von 5-6,5, der eigentlich als normal betrachtet wird, beginnen im Körper jene Prozesse, die schließlich zum Tod führen können. Denn der Blutzucker ist sozusagen der Zündstoff für das „böse“ LDL-Cholesterin, das - auch wenn hier die Werte noch im Normalbereich liegen - zur tickenden Zeitbombe wird. Diese winzig kleinen Cholesterin-Moleküle können leicht in ein Blutgefäß eindringen und sich an dessen Wand ablagern. Kommt nun der Blutzucker hinzu, versetzt dies den menschlichen Organismus in Alarmbereitschaft, bestimmte Abwehrzellen werden aktiviert, um die Ablagerungen zu zerstören. Im Laufe der Zeit entstehen dadurch „Müllberge“, die das Gefäß mehr und mehr verkleben, verschließen oder sogar aufreißen.
Lebensstiländerung als Therapie
Der moderne Mensch nimmt in der Regel mehr Kalorien auf, als er verbrennt und lagert den Überschuss in Form von Bauchfett an. Diese Fette produzieren jedoch unaufhaltsam Substanzen, die dem Insulin entgegen wirken. Das bedeutet: je höher der Fettanteil desto weniger Insulin. Und weiter: je weniger Insulin desto höher steigt der Blutzucker. Es gibt aber auch gute Nachrichten: Jeder Zweite überlebt, wenn er sich bewegt! Optimal wären 2,5 Stunden sehr aktiver Bewegung pro Woche. Prinzipiell führt aber jeder Schritt zu einem längeren, beschwerdefreien Leben.
„Mein Wunsch wäre es, Patienten dahingehend zu motivieren, normalgewichtig zu werden oder zu bleiben und sportlich aktiv zu sein“, so der Präsident der Diabetesgesellschaft. In sehr vielen Fällen hat man es daher selbst in der Hand, Diabetes bzw. dessen Folgebeschwerden wie schlechte Wundheilung, Fußamputationen, Sehstörungen bis zu Erblindung, Herzinfarkt, Schlaganfall oder gar Tod zu verhindern.
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