Peter Wittmann bietet in seinem Heurigenrestaurant den so genannten „Inflationsteller“ um 4,90 Euro an. Mittellos gewordene Stammgäste aus besseren Zeiten müssen seit eineinhalb Jahren gar nichts zahlen.
Es scheint fast, als wolle Peter Wittmann Gutes tun und lieber nicht darüber reden, während er neben der Tafel mit der Aufschrift „Inflationswochenteller“ steht. Bedächtig setzt der Inhaber des Restaurants in Neudörfl zum Erklärstück an. „Auf die Idee und den Begriff bin ich während des Betriebsurlaubs gekommen. In der Ukraine begann der Krieg, alles wurde sukzessive teurer“, sagt der Chef. „Als wir im Mai wieder aufgesperrt haben, war zu bemerken, dass sich viele Leute warmes Essen nicht mehr leisten können. Dem wollen wir entgegenwirken.“
4,90 Euro kostet der Inflationsteller inklusive Suppe, pro Tag wird das Menü von 20 bis 40 Personen bestellt. Der überwiegende Teil der Gäste speist à la carte, es kann aus 111 Gerichten gewählt werden. Ob tatsächlich alle bedürftig sind, die gestern „Geröstetes Knödl mit grünem Salat“ verputzt haben? Wittmann verneint. „Die paar Leute zählen nicht. Mir kommt es nur auf die Armen an. Und die, die überhaupt nichts haben, zahlen eh schon länger gar nichts!“
Wie bitte? Gratis essen in einem gutbürgerlichen Restaurant? Wo gibt’s denn so was, außer vielleicht in Neudörfl?
Vor eineinhalb Jahren, rund um Weihnachten, seien einige Stammgäste während des Corona-Lockdowns arbeits- und mittellos geworden. Wittmann wollte sich für deren Treue in besseren Zeiten erkenntlich zeigen und verköstigt sie immer noch unentgeltlich. 900 Portionen sind im Restaurant bis dato gratis ausgegeben worden.
Freilich sei es den Mittellosen unangenehm, die Rechnung nur mit dankbaren Blicken begleichen zu können. Aber, sagt der Wirt: „Für mich reicht das aus.“
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