Siedelt sich Online-Riese Amazon nun in Kronstorf im Bezirk Linz-Land an oder nicht? Nachdem Ende April offenbar geheime Dokumente aufgetaucht sind, die so ein Projekt nahelegen, hinterfragten das die Grünen im Landtag. Der „Krone“ liegen jetzt die Antworten des Wirtschaftslandesrates vor.
Seit wann er über Pläne zur Ansiedlung von Amazon in Kronstorf informiert sei? Warum er aus dem Thema so ein Geheimnis mache? Ob er die Amazon-Ansiedlung unterstütze? Das sind - sinngemäß formuliert - nur ein paar der insgesamt 16 Fragen, die die Grünen schriftlich an den zuständigen Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) gerichtet hatten.
87.000 Quadratmeter
Wie Ende April berichtet, soll laut „Standard“ ein Verteilerzentrum auf einem Teil eines Areals entstehen, das früher als Standort für ein Google-Rechenzentrum vorgesehen war - die Zeitung berief sich damals auf einen Einreichplan, der ihr zugespielt worden sei. Demnach sollen auf einer Gesamtfläche von rund 87.000 Quadratmetern eine Halle mit etwa 24.000 Quadratmetern, ein 3000 Quadratmeter großes Bürogebäude und eine asphaltierte Fläche von etwa 60.000 Quadratmetern entstehen. Dazu weise der Plan 80 Andockstellen für Groß-Lkws sowie 110 Parkplätze für Schwerfahrzeuge aus, hieß es.
Interesse seit 2013
Weder vom Kronstorfer Bürgermeister noch von Achleitner gab es damals klare Antworten auf die Frage, was denn an der Geschichte dran sei. Also konfrontierten die Grünen den Landesrat per schriftlicher Anfrage mit dem Thema. Die Antworten fallen allerdings einmal mehr reichlich vage aus. Amazon habe 2013 Interesse an einem Standort in Österreich bekundet und in diesem Zusammenhang auch die heutige Business Upper Austria kontaktiert, lässt Achleitner wissen. Zum betreffenden Areal gebe es aber „immer wieder Anfragen von regionalen, nationalen und internationalen Unternehmen“.
Es gebe in in Oberösterreich jedenfalls „keine behördlichen Verfahren, an denen Amazon beteiligt ist“, führt Achleitner aus. Geheimniskrämerei weist der Landesrat zurück: Von Seiten der Interessenten werde halt Wert auf Vertraulichkeit gelegt. Außerdem: „Sobald ein konkretes Projekt vorliegt, wird auch die Öffentlichkeit in geeigneter Form informiert.“
Sobald ein konkretes Projekt vorliegt, wird auch die Öffentlichkeit in geeigneter Form informiert.
Aus der Anfragebeantwortung von Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP)
„Jede Vollmondnacht erhellender“
Die Grünen fühlen sich von derlei Nichtssagendem gefrotzelt: „Jede Vollmondnacht ist erhellender“ als Achleitners Antworten. „Auf neun Seiten gibt es keine belastbaren Infos, ob und seit wann es diese Ansiedelungspläne gibt, wie deren Status quo ist und wie viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Entweder Landesrat Achleitner weiß wirklich nicht Bescheid, er will es nicht sagen oder er darf es nicht sagen", kritisiert Grünen-Klubchef Severin Mayr.
Man müsste auch eingestehen, dass ein Amazon-Verteilzentrum kaum Jobs und damit null Impulse für den Arbeitsmarkt bringt.
Dagmar Engl, Wirtschaftssprecherin Grüne OÖ
Konkurrenz für heimische Wirtschaft
Die grüne Wirtschaftssprecherin Dagmar Engl hegt allerdings einen Verdacht, warum „aus dieser Causa ein Staatsgeheimnis“ gemacht werde: „Vielleicht deshalb, weil man mit einem Online-Riesen eine direkte Konkurrenz für die heimische Wirtschaft ins Land holt und das dem Handel und den kleinen Unternehmen erklären müsste.“ Zudem müsste Achleitner dann wohl auch eingestehen, „dass ein Amazon-Verteilzentrum kaum Jobs und damit null Impulse für den Arbeitsmarkt bringt“.
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