Eine Zeichnung mit zwei Teenagern ziert das Albumcover. Burschen aus unterschiedlichen, aber längst vergangenen Jahrzehnten. Weiße T-Shirts, Pomade im Haar, Gitarren und Mikro in den Händen. Der eine ist heute einer der größten Hollywood-Stars, der andere einer der begnadetsten Gitarristen weltweit. Sie beide - Johnny Depp und Jeff Beck - haben nun das gemeinsame Album „18“ aufgenommen, das letzten Freitag erschien.
Bei den insgesamt 13 Tracks handelt es sich größtenteils um Coverstücke. Motown-Soul-Songs sind ebenso dabei wie Titel von The Beach Boys, The Velvet Underground oder Killing Joke. Zu hören gibt es aber auch das sehr berührende „This Is A Song For Miss Hedy Lamarr“, eine Komposition von Depp selbst. Das Lied ist eine Hommage an die legendäre österreichisch-amerikanische Schauspielerin Lamarr (1914-2000).
Liebe zur Musik
Derzeit touren Depp und Beck durch Europa. Wer die beiden Stars zusammen auf der Bühne sieht, der ahnt, worum es ihnen geht: um die pure Liebe zur Musik. Da ist der 78 Jahre alte Beck, dessen virtuoses Gitarrenspiel wahrlich unter die Haut geht. Und da ist Depp, inzwischen auch schon 59, der bereits als Jugendlicher Rockstar werden wollte. Die große Karriere und das Rampenlicht kamen, wenn auch bekanntermaßen auf einem anderen Feld.
2016 sollen sich die beiden Männer kennengelernt haben. Die Chemie zwischen ihnen habe gestimmt, heißt es. Die Leidenschaft für Gitarren, für Autos, der gemeinsame Humor. Der mehrfache Grammy-Preisträger Beck habe Depps Talent fürs Songwriting erkannt und ihn von einem gemeinsamen Album überzeugt.
Alter Musik-Hase
Manch einen mag es immer noch überraschen, dass der Schauspieler („Fluch der Karibik“) Musik macht. Doch tatsächlich ist Depp kein Newcomer. Vor zwölf Jahren gründete er mit Rocksänger Alice Cooper und Aerosmith-Gitarrist Joe Perry die Supergroup Hollywood Vampires, mit der er seitdem zwei Alben aufgenommen hat. Die Band arbeitete unter anderem auch mit Paul McCartney oder Foo-Fighters-Sänger Dave Grohl.
Zuletzt hatte der Hollywood-Star aber vor allem mit dem Verleumdungsprozess zwischen ihm und seiner Ex-Ehefrau Amber Heard für Schlagzeilen gesorgt. In dem zweiten von Depp geschriebenen Song des Albums, „Sad Mother Fuckin‘ Parade“, wollen manche Medien daher eine Anspielung auf Heard erkennen.
Wiederbelebter Hype
Bereits 2020 veröffentlichten Beck und Depp als ersten gemeinsamen Track eine Coverversion von John Lennons „Isolation“, sehr passend in Zeiten der Pandemie. Depp überzeugt in den meisten Songs durch einen klaren Gesang und eine noch immer jung wirkende Stimme - auch wenn beim Live-Auftritt mal Abstriche zu machen sind. Von einigen weiblichen Fans wurde er kürzlich in Offenbach mit kreischenden „Johnny“-Rufen begrüßt und am Ende der Show bekam er - ganz Rockstar-like - mindestens einen Büstenhalter zugeworfen.
Anlässlich der Albumveröffentlichung sparen beide nicht mit gegenseitigem Lob. „Es ist eine außerordentliche Ehre, mit Jeff zu spielen und Musik zu schreiben. Er ist einer der ganz Großen, und ich habe das Privileg, ihn nun meinen Bruder nennen zu können“, wird Depp zitiert. „Es ist ewig her, dass ich das letzte Mal einen Kreativpartner von seinem Format hatte“, heißt es in einem Zitat von Jeff Beck.
Erfrischende Nostalgie
Der Plattentitel „18“ und das jugendliche Albumcover hängen natürlich zusammen. Denn die erwähnte Zeichnung zeigt die beiden als jeweils 18-Jährige. Beck erklärt auch, wie sie darauf kamen: „Als Johnny und ich gemeinsamen zu spielen begannen, hat das einen jugendlichen Geist und eine Kreativität in uns angefacht - so sehr, dass wir immer wieder scherzten, uns wieder wie 18 zu fühlen.“
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