Lange hatte es Rätselraten gegeben, wen die FPÖ als Kandidat in die Bundespräsidentenwahl schicken wird. Am Dienstagabend wurde schließlich bekannt, dass, wohl auf Wunsch von Parteichef Herbert Kickl, völlig überraschend jemand anderer als die bisher favorisierte Abgeordnete Susanne Fürst zum Herausforderer von Alexander Van der Bellen gemacht wurde - und zwar einstimmig, wie der Parteichef betonte ...
Der amtierende Volksanwalt und Jurist Walter Rosenkranz wird für die FPÖ ins Rennen um die Hofburg gehen. Der Niederösterreicher, der am 29. Juli 60 Jahre alt wird, war unter Türkis-Blau freiheitlicher Klubobmann und verfügt über langjährige Polit-Erfahrung. Er ist zudem Mitglied der schlagenden Wiener Burschenschaft Libertas.
Fürst galt als Favoritin
Rosenkranz zählte nicht zum kolportierten Favoritenkreis für das schwierige Rennen gegen Amtsinhaber Van der Bellen. Zuvor hatte Verfassungssprecherin Fürst als aussichtsreichste Kandidaten aus den blauen Reihen gegolten. Kickl favorisierte allerdings Rosenkranz, wie die „Krone“ erfuhr. Die Abstimmung der Parteigremien am Dienstagabend war daher eigentlich nur noch Formsache, Rosenkranz wurde einstimmig nominiert.
Rosenkranz‘ Kür verlief recht flott: Die Sitzung des nahezu vollständig anwesenden Parteipräsidiums (nur ein Mitglied fehlte laut Kickl) dauerte laut FPÖ-Aussendung nur knapp 45 Minuten. „Alle Teilnehmer der Sitzung haben sich zu Wort gemeldet und ein einstimmiges Votum zugunsten von Dr. Walter Rosenkranz abgegeben“, erklärte der Parteichef.
Die möglichen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl waren selbst innerhalb der FPÖ ein gut gehütetes Geheimnis gewesen. Nur der engste Kreis um Kickl soll informiert gewesen sein. Präsentiert wird der Herausforderer von Van der Bellen dann am Mittwoch in einer Pressekonferenz.
Kein leichter Start ins Hofburg-Rennen
Leicht wird es Rosenkranz jedenfalls nicht haben. Zum einen sitzt Van der Bellen recht fest im Sattel. Zum anderen wollen zumindest zwei weitere Kandidaten antreten, deren Programm inhaltlich den freiheitlichen Standpunkten ähnelt: So wettert etwa der ehemalige BZÖ-Politiker Gerald Grosz ebenso gegen die Corona-Maßnahmen und die Sanktionspolitik gegen Russland wie auch der Chef der impfkritischen Liste MFG, Michael Brunner.
Expertin: „Achtbares Ergebnis möglich“
Dennoch sieht Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle durchaus gute Chancen, dass der recht bekannte und gemäßigte Rosenkranz ein „achtbares Ergebnis“ schafft. Ein Erfolg wären mehr als 20 Prozent, also mehr als der Wert, bei dem die FPÖ aktuell in den Umfragen steht, erläuterte sie in der „ZiB 2“. Dass es zu einer Stichwahl kommt - weil Amtsinhaber Van der Bellen unter 50 Prozent bleibt - hält sie „aus heutiger Sicht für unwahrscheinlich“. Für die FPÖ sei Rosenkranz jedenfalls eine „sichere Variante“, analysierte auch Politologe Peter Filzmaier im ORF-„Report“. Denn aus Sicht der Partei gehe es vorrangig nicht um das Wahlergebnis, sondern darum, dass FPÖ-Positionen „auf offener Medienbühne wochen- und monatelang präsentiert werden“ können. Und das sei mit dem Politik-Profi Rosenkranz garantiert.
Nicht einfach wird es sein, dem Ergebnis des letzten blauen Präsidentschaftskandidaten, Norbert Hofer, auch nur nahezukommen. Dieser erreichte 2016 im ersten Wahlgang 35,05 Prozent, in der Stichwahl 46,21 Prozent. Rosenkranz ist in der Partei zwar weitgehend unumstritten, dennoch bezweifelten mehrere - sichtlich überraschte - Freiheitliche, ob er der richtige Kandidat ist. Der Kremser ist übrigens nicht verwandt mit Barbara Rosenkranz, die 2010 als Hofburg-Kandidatin der FPÖ antrat und damals 15,24 Prozent holte - das bisher schwächste Ergebnis der nunmehr sechs freiheitlichen Bewerber.
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