Tiefer Blick ins All

Mit „Webb-Teleskop“ dem Urknall so nah wie nie

Wissenschaft
12.07.2022 17:30

Sterne und Galaxien funkeln auf den Aufnahmen des Weltraumteleskops „James Webb“. Die US-Raumfahrtbehörde NASA ist stolz auf ihre Fotos. Präsident Joe Biden war bei der Veröffentlichung im Weißen Haus dabei und macht das Ereignis zu einem Politikum. Er erinnert daran, „dass Amerika große Dinge tun kann“.

Doch was bedeuten die Fotos wirklich? „Das Licht, das man auf einem dieser kleinen Flecken sieht, ist seit 13 Milliarden Jahren unterwegs“, erklärt der NASA-Chef. Der Wiener Physiker Werner Gruber konkretisiert: „Diese Aufnahmen geben Auskunft über die Phase kurz nach dem Urknall. So nah an dieser Zeit waren wir noch nie. Manche Galaxien sind so schnell unterwegs, dass man sie nur mit Infrarot sieht.“

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Die Technik, die derzeit bei der Weltraumforschung zum Einsatz kommt, verwenden wir in fünf bis zehn Jahren selbst im Alltag.

Werner Gruber, Physiker

Zuerst heißt es aber Daten analysieren: „In erster Linie sind diese Aufnahmen eine Art Testbild, um zu sehen, was mit dem neuen Gerät möglich ist. Darum beobachtet man zuerst Objekte da draußen, die wir schon kennen, und vergleicht die neuen Bilder mit den alten“, weiß die Wiener Astronomin Ruth Grützbauch.

Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf geschätzte zehn Milliarden Euro. „Das ist gut investiertes Geld, um dem Universum seine Geheimnisse zu entlocken oder Anzeichen für Leben auf anderen Planeten zu entdecken.“ So kommen wir der Entstehung von Galaxien auf die Spur und können zusehen, was ihnen im Laufe ihres Lebens zustößt, sagt Grützbauch.

Wasser auf fernem Gasriesen entdeckt
Am Dienstag hat die NASA weitere Aufnahmen und Daten von „James Webb“ veröffentlicht: Etwa das Spektrum des Gasriesen Wasp-96 b. Unter anderem fand das Teleskop eindeutige Anzeichen von Wasser auf dem außerhalb unseres Sonnensystems gelegenen Planeten. Es gebe Hinweise auf Wolken und Nebel in der Atmosphäre, teilte die NASA mit. Diese Beobachtung sei die bisher genaueste ihrer Art und zeige die beispiellose Fähigkeit des Teleskops, Atmosphären zu untersuchen, die Hunderte Lichtjahre entfernt sind.

„Jedes Bild ist eine neue Entdeckung, und jedes gibt der Menschheit einen Einblick in das Universum, den sie noch nie zuvor gehabt hat“, sagte NASA-Chef Bill Nelson bei der feierlichen Präsentation der „Webb“-Bilder am Dienstag.

Die Sternkinderstube NGC 3324 im Carina-Nebel, aufgenommen von „James Webb“ (Bild: NASA, ESA, CSA, and STScI via AP)
Die Sternkinderstube NGC 3324 im Carina-Nebel, aufgenommen von „James Webb“
Stephans Quintett, eine Gruppe von fünf Galaxien im Sternbild Pegasus, fotografiert von „James Webb“ (Bild: AFP/NASA)
Stephans Quintett, eine Gruppe von fünf Galaxien im Sternbild Pegasus, fotografiert von „James Webb“

Das erste Bild - „die tiefste und schärfste bisher aufgenommene Infrarot-Sicht auf das Universum“ - hatte die NASA bereits in der Nacht auf Dienstag gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden und dessen Vize Kamala Harris präsentiert. Darauf sind extrem weit entfernte Galaxien zu sehen.

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