Die aktuelle Gas-Krise zeigt einmal mehr, dass wir die Auswirkungen der Sanktionen auf uns selbst unterschätzt haben. Denn dass der russische Präsident Wladimir Putin genau weiß, was er tut, hätten wir spätestens aus seiner Androhung, dass die westlichen Länder damit „nur sich selbst schaden“ würden, herauslesen können. Hat er damit recht?
Eines ist sicher: Das konsequente Handeln von Putin hat unsere Politiker eiskalt erwischt. Während die europäische Gemeinschaft nämlich noch in aller Gemütlichkeit in Brüssel über Für und Wider eines möglichen Gas-Embargos diskutierte, hatte der russische Autokrat sicherlich ohnehin schon den Plan gefasst, die für uns notwendigen Gaslieferungen zu stoppen. Wie konnte man das nicht kommen sehen?
Wer glaubt, dass noch Gas kommt, glaubt ans Christkind
Und somit sind wir nun in der Situation, in der wir eben sind. Während die Leitungen der Ostseepipeline Nord Stream 1 einmal für zehn Tage „gewartet“ werden und keiner weiß, ob Putin sie dann auch wieder einschaltet, wächst bei uns die Verunsicherung. Natürlich muss man auch im Krieg positiv bleiben, aber besonders viel Hoffnung darf man in den russischen Präsidenten nicht haben. Wer glaubt, dass er nach den Arbeiten an der Nord Stream wieder in vollem Umfang Gas nach Westeuropa schicken wird, glaubt wahrscheinlich auch an das Christkind. Wir sollten nicht noch einmal denselben Fehler machen und Putin vertrauen!
Wir straucheln, Russland lacht
Dieses Gas-Spiel ist nämlich natürlich ein Gegenschlag für die getroffenen Sanktionen. Putin weiß, wie abhängig der Westen von seinen Lieferungen ist - und dieses Wissen nützt er schamlos aus! Tatsächlich ist die russische Wirtschaft bisher recht glimpflich durch die Sanktionen gekommen - das aufgrund der entsprechend gestiegenen Rohstoff-Preise. Und für uns kamen die Sanktionen wie ein Boomerang zurück! Hat sich das wirklich ausgezahlt?
Sanktionen brauchen Zeit
Obwohl Putins Racheaktion für uns schmerzlich ist, darf nicht darauf vergessen werden, dass Sanktionen eine Form der politischen Kommunikation sind. Sie sind im Vergleich zu einem militärischen Eingreifen das gelindere Mittel, um zu sagen: „Wir sind nicht mit dem Krieg einverstanden!“ Außerdem brauchen Sanktionen Zeit, um beim Empfänger anzukommen. Wer erwartet, dass sie von jetzt auf gleich ihr Ziel erreichen und Druck machen, muss enttäuscht werden. Das dauert.
Bisher sind wir der große Verlierer
Dennoch beschleicht einen der Gedanke, dass die Auswirkungen der Sanktionen auf uns selbst von den Unionspolitikern nicht ausreichend mitbedacht wurden, sonst hätte es schon früher ernsthafte Bemühungen um alternative Energiequellen gegeben. Das Motto lautete scheinbar „Erst handeln, dann denken“. Und damit muss man vorerst das Fazit ziehen: Bisher sind der große Verlierer wir, Europa.
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