Der Tourismus in Kärnten ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor mit etwa 15 Prozent der gesamten Wertschöpfung im Land. Wir befinden uns mitten in der Hochsaison, aber auch in mehreren Krisen. Was sagen Touristiker und der neue Chef der Kärnten Werbung?
„Die Buchungssituation ist grundsätzlich gut, aber schon schlechter als im Vorjahr!“, sagt Villachs Regionstouristiker Georg Overs. Was aber eigentlich sehr gut sei, wenn man die Ausgangslage mit Mitarbeiter-Mangel, explodierenden Kosten und massiver Teuerung betrachte. Overs: „Die Unsicherheit war noch nie so groß. Auf Corona konnten wir reagieren, indem wir Teststraßen errichteten. Bei Themen wie Inflation können wir nichts tun.“ Das Feedback der Tourismusbetriebe: Die Gäste sparen im Urlaub. Aber auch die Betriebe haben mit der Teuerung zu kämpfen.
Die Gäste buchen noch viel kurzfristiger. Uns in die Karten spielen könnte, dass Flugreisen keinen Spaß mehr machen.
Georg Overs, Regionstouristiker
Klopeiner See-Touristiker Andreas Kristan: „Viele Gäste haben schon im Winter den Sommerurlaub gebucht, zu Preisen, die wir heute nicht machen können. Aber eine Buchung ist ein Vertrag, den man nicht nachträglich ändern kann.“ „Die Buchungslage ist in Ordnung, die Nachfrage ist da, aber die Aufenthaltsdauer geht zurück“, weiß Nassfeld-Touristiker Markus Brandstätter.
Drei Fragen an den zukünftigen Kärnten Werbung-Chef
„Krone“: Wo ist der Kärntner Tourismus vorne dabei und wo hat er Nachholbedarf?
Klaus Ehrenbrandtner: Die Kompetenz in der Kombination Berge und Wasser im Sommer ist unbestritten. Hier können wir mit hochwertigem Freizeitangebot rund um Wandern, Radfahren und Wassersport punkten. Das Ganze in gelassener südlicher Atmosphäre im Dreiländereck mit einem sich gut entwickelnden differenzierten Kulinarik-Angebot. Darauf können wir auch in Zukunft gut aufbauen. Auf dem Weg Richtung Ganzjahrestourismus werden wir hingegen noch einige Meter gehen müssen.
GTI-Treffen, Harleys und mehr: Krawall statt Qualität? Haben diese Veranstaltungen noch Zukunft?
Veranstaltungen können und müssen sich weiterentwickeln, damit sie gut in die Zeit passen und den Bedürfnissen der unterschiedlichen Anspruchsgruppen gerecht werden. Dazu gehören neben Zehntausenden Gästen, die eigens deswegen nach Kärnten kommen, auch die einheimische Bevölkerung, die darunter nicht leiden darf. Diese Veranstaltungen haben eine Zukunft, wenn die Qualität immer mehr in den Vordergrund rückt und immer weniger Menschen diese mit Krawall assoziieren.
Inflation, Krieg, Pandemie, Energiekrise: Werden sich die Menschen kurz- und mittelfristig einen Urlaub leisten können und wollen?
Ich habe in mehr als 20 Jahren im Tourismus diese Frage schon öfter gestellt bekommen, z.B. während der Finanzkrise 2008. Es hat sich gezeigt, dass gerade in schwierigen Zeiten Urlaub ein Gut ist, auf das Menschen nicht verzichten wollen. Eher wartet man noch ein Jahr länger auf das neue Auto oder spart im Alltag, aber den Urlaub will man sich leisten.
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