„Keine Tötungsabsicht“

Mordprozess um 28-Jährige: Freund (35) vor Gericht

Tirol
14.07.2022 11:08

Am Donnerstag hat am Innsbrucker Landesgericht ein Mordprozess gegen einen 35-Jährigen begonnen. Der Mann muss sich vor dem Geschworenengericht wegen des Verdachts des Mordes an seiner Lebensgefährtin verantworten. Er soll der 28-Jährigen am 23. November vergangenen Jahres im Zuge eines heftigen Streits in einer Wohnung unzählige, massive Faustschläge und Tritte versetzt haben. Die Frau starb tags darauf in der Klinik. Der Angeklagte bestritt im Prozess eine Tötungsabsicht.

Er beteuerte vor den Geschworenen seine Unschuld und beharrte - wie auch in Vernehmungen im Vorfeld - darauf, dass besagte Verletzungen durch Stürze verursacht worden waren. Er sei am Vormittag vom Einkaufen zurückgekommen und habe seine Freundin verletzt und regungslos am Boden liegend vorgefunden. Sie habe eine massive Beule am Hinterkopf gehabt. Die Freundin habe gesundheitliche Probleme und öfters Schwächeanfälle gehabt, sagte der gebürtige Serbe. Er wollte sie überreden, in die Klinik zu fahren - sie habe sich aber geweigert und wollte sich nur ausruhen, woraufhin er sie ins Bett gebracht habe.

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Sie wollte partout nicht, dass wir in die Klinik fahren.

Der Angeklagte

Weil er aber unter starken Drogen stand, habe er sie nicht gut festhalten können. Sie sei auf dem Weg zum Bett mehrere Male gestürzt - unter anderem „volle Karacho“ frontal mit dem Gesicht gegen einen Türstock aus Eisen. „Ich war so dicht“, wiederholte der Mann mehrmals unter Tränen. Er habe alles getan, um ihr zu helfen. Außerdem sei sie auch gestürzt, ohne dass er es gesehen habe. „Sie wollte partout nicht, dass wir in die Klinik fahren“, betonte der Angeklagte. Er sei schließlich eingeschlafen und habe - als sie ein „komisches Geräusch“ von sich gegeben habe, einen Freund und schließlich die Rettung angerufen und sie wiederbelebt, als sie nicht mehr atmete.

Frau erlitt mehrere massive Tritte und Faustschläge
An besagtem Tag im November waren der Angeklagte und die 28-Jährige alleine. Die Anklageschrift, die die Staatsanwältin in ihrem Eröffnungsplädoyer vortrug, malte ein anderes Bild des mutmaßlichen Tatgeschehens. Demnach erlitt die Frau mehrere massive Tritte und Faustschläge gegen Gesicht und Oberkörper. Ihr Verletzungsbild lege nahe, dass ihr Kopf - möglicherweise durch einen Sturz - auf einer harten Oberfläche aufschlug. Es seien aber auch Haarbüschel in der Wohnung gefunden worden.

Der Angeklagte selbst - „kräftig, mehrfach vorbestraft und körperlich deutlich überlegen“, wie die Staatsanwältin betonte - wies Verletzungen an Handrücken und Zehen auf, laut Gutachten eindeutige Zeichen „stumpfmechanischer Gewalteinwirkung“. Er böte sich ein „klares Bild“, hielt die Staatsanwältin zusammenfassend fest.

„Harmonische Beziehung“
Der Verteidiger unterstrich indes in seinem Eröffnungsplädoyer, dass sein Mandant mit der 28-Jährigen eine siebenjährige „harmonische Beziehung“ geführt habe und es kein Motiv gebe. Die Verstorbene habe immer wieder Anfälle gehabt, habe sich selbst verletzt und war schon in der Vergangenheit oftmals „nicht bereit, Hilfe anzunehmen“. Auch er betonte vor den Geschworenen, dass der Beschuldigte unter Drogen gestanden sei. Die Verletzung, die zum Tod der Frau geführt habe, sei durch den ersten Sturz verursacht worden, so die Argumentation des Verteidigers. Damals sei sein Mandant noch beim Einkaufen gewesen. Im Falle einer Verurteilung durch das Geschworenengericht drohen dem 35-Jährigen 20 Jahre bis zu lebenslanger Haft.

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Tiroler Krone
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