Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) wertet die am Donnerstag zusätzlich gesicherten Gas-Pipeline-Kapazitäten aus Norwegen als „großen Schritt zur Versorgungssicherheit“. Diese zusätzlichen Liefermengen sollen jedenfalls hierzulande verbraucht und gespeichert werden: „Das ist Gas für Österreich“, stellte die Ministerin einmal mehr klar. Im Gasdiversifizierungsgesetz wurden hierfür 100 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen.
Haben wir im Winter genug Gas zum Heizen und Kochen zur Verfügung? Während das Schreckgespenst der Energieknappheit schon seit Monaten über Österreich schwebt, sieht die Ministerin im Ö1-„Morgenjournal“ nun einen Meilenstein erreicht, um gut durch die kalten Monate zu kommen.
Die gesicherten 40 Terawattstunden Gas aus Norwegen entsprechen etwa 45 Prozent des gesamten Jahresverbrauchs, so Gewessler. Dies sei vor allem in Anbetracht der unsicheren Lage der derzeit in Wartung befindlichen Pipeline Nord Stream 1 eine bedeutende Absicherung - schließlich sei nach wie vor unsicher, ob über die Pipeline überhaupt noch Gas fließen werde.
Situation dennoch weiter angespannt
Dass das zusätzliche Kontingent jetzt erst zur Verfügung steht, erklärte Gewessler einerseits damit, dass die Pipeline-Kapazitäten jetzt mittels Auktion neu vergeben wurden - andererseits damit, dass der Staat die Mehrkosten für den Transport von nicht-russischem Gas übernimmt. Dennoch dürfe man die Augen vor der angespannten Situation nicht verschließen, hält sie Gassparen weiterhin für sinnvoll.
Russland „kein verlässlicher Partner mehr“
Ermöglicht werden die zusätzlichen Kapazitäten durch eine Finanzspritze - 100 Millionen Euro hat die Bundesregierung lockergemacht. Geld, das die OMV wohl nutzen wird, meinte die Ministerin. Russland sei jedenfalls „kein verlässlicher Partner mehr“, unterstrich sie die Notwendigkeit der Suche nach Alternativen.
Erdgas bleibe jedenfalls in den nächsten Jahren ein knappes und teures Gut. Damit bleibt also auch Gassparen Thema.
In den Amtsstuben könnte es kühl werden
Zwar würden die zusätzlichen Mengen an Gas bereits die Abhängigkeit von Russland reduzieren, dennoch habe man noch „einiges zu tun“. Vor allem auf EU-Ebene forderte Gewessler mehr Tempo bei einer gemeinsamen Energiebeschaffung ein.
In dem Kontext befürwortete sie jedenfalls den Vorschlag der EU-Kommission, in öffentlichen Gebäuden eine Temperatur-Obergrenze von 19 Grad einzuführen, um so weiter Energie zu sparen.
Bleibt Gas wirklich im Land?
Auch der ehemalige langjährige Leiter der E-Control, Walter Boltz, sieht in der Entwicklung eine „deutliche Verbesserung der Situation“, die Probleme seien damit aber keineswegs alle gelöst. Die OMV habe nun schlicht die technischen Möglichkeiten und die finanzielle Unterstützung zur Abwicklung der Transporte. Er gehe davon aus, dass die OMV im Sinne Gewesslers das Gas auch tatsächlich in Österreich einsetzt - das Unternehmen werde aber wohl kurzfristig entscheiden, ob nicht doch russisches Gas fließen wird und kann.
Er erinnerte aber zugleich an die Solidaritätsverpflichtung in Europa. Es kann also sein, dass das Gas sehr wohl auch im Ernstfall an die Nachbarstaaten geliefert werden muss. Dies sei auch wichtig, da die wirtschaftliche Verzahnung in diesen Bereichen teils sehr groß ist.
Keine Entlastung für hohe Preise
Zumindest 30 bis 40 Prozent des jährlichen Verbrauchs sind dabei unbedingt für die Versorgung der Haushalte und zur Aufrechterhaltung des Stromnetzes erforderlich. Der Rest stehe „zur Disposition“ mit Nachbarstaaten. „Wir hoffen, dass es nicht so knapp werden wird“, es lasse sich aber natürlich nicht sagen, wie viel Gas noch aus Russland kommen wird, so Boltz.
Eine Entlastung der Energiepreise sieht der Experte durch die zusätzlichen Transportkapazitäten jedoch nicht. Auch hierbei sei weiterhin entscheidend, wie viel russisches Gas noch geliefert wird.
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