Doch wirksam?
Sanktionen setzen Russland immer stärker zu
Russlands Präsident Wladimir Putin wurde in den vergangenen Monaten nicht müde zu betonen, dass der „wirtschaftliche Blitzkrieg“ des Westens gescheitert sei. Dennoch sind die Auswirkungen teils deutlich zu sehen - die Wirkung der Strafmaßnahmen wird einem Bericht zufolge offenbar noch weiter zunehmen.
Zuletzt musste selbst der Kreml-Chef eingestehen, dass die Schäden für die russische Wirtschaft groß seien. Er zeigte sich jedoch nach wie vor überzeugt davon, dass der Westen durch die Sanktionen mehr Schaden nehme als Russland. Dies würde auch der - staatlich gestützte - Rubel zeigen, der seit Beginn des Angriffskriegs sogar an Wert zugelegt hat.
Effekte schon sichtbar
Vonseiten der EU kann man das nicht ganz nachvollziehen: „Die verfügbaren Daten zeigen ganz klar, dass die Sanktionen wirken“, erklärte nun ein ranghoher EU-Beamter, der namentlich jedoch nicht genannt werden will der Deutschen Presseagentur.
Trotz des bislang relativ kurzen Zeitraumes würden schon bedeutende Effekte auf die russische Wirtschaft erzielt. Klar sei zudem, dass die Wirkung mit der Zeit noch stärker werde.
Wachstumsprognosen eindeutig
Konkret geht die EU derzeit davon aus, dass die russische Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 10,4 Prozent schrumpfen wird. Zum Vergleich: In der EU wird in diesem Jahr trotz der Sanktions- und Kriegsfolgen für die europäischen Unternehmen noch mit einem Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent gerechnet, in Österreich liegt der erwartete Wert mit rund 3,7 Prozent sogar noch darüber.
Situation zunehmend trist
Zwar gibt sich das offizielle Russland weiterhin demonstrativ gelassen, ein genauer Blick zeichnet jedoch ein anderes Bild: In Moskau, Russlands größer Stadt, haben viele Läden westlicher Ketten geschlossen, in Einkaufszentren stehen ganze Ladenzeilen leer. Kinosäle müssen schließen, weil es keine Hollywoodfilme mehr gibt. Mittlerweile fehlt sogar Farbe für bunte Verpackungen.
Der Kreml will sich so dennoch (noch) nicht von seinem Weg abbringen lassen: Die Sanktionen würden Russland niemals von seinem Kurs abbringen - und mit dem möglichen Aus von Gaslieferungen aufgrund „unrechtmäßiger Sanktionen“ arbeitete man zuletzt wieder massiv am großen Energie-Schreckgespenst.
China kann nicht alles abfedern
Nach Einschätzung der EU-Experten wird Russland durch die Sanktionen dennoch gezwungen sein, sein Wirtschaftsmodell zu ändern und sich weiter in Richtung Selbstversorgungswirtschaft zu entwickeln. Zugleich würden Lieferkettenprobleme und der fehlende Zugang zu fortgeschrittenen ausländischen Technologien die heimische Produktion, Investitionen und das Produktivitätswachstum behindern.
Es wird für unwahrscheinlich gehalten, dass Russland den Bedarf an Gütern, die auf der Sanktionsliste stehen, selbst oder durch Exporte aus Staaten wie China decken kann.
Negative Kriegsfolgen treffen auch EU hart
Logischerweise ist im Gegenzug aber auch die EU von den Sanktionen betroffen. Neben den unmittelbar spürbaren Energiepreisen hatten nach Einschätzung der EU-Experten vor allem die Einfuhrverbote für Stahlerzeugnisse aus Russland den größten Einfluss auf die EU-Staaten - vor dem Krieg kamen immerhin 21 Prozent der Einfuhren von dort.
Als negative Kriegsfolgen für die EU werden in Brüssel zudem unter anderem die Preise für Agrarprodukte gesehen. So stiegen beispielsweise die ohnehin schon relativ hohen Preise für Weizen nach dem Beginn der russischen Invasion noch einmal um 35 Prozent, die für Mais um 15 bis 25 Prozent und die für Sonnenblumenkerne um rund 33 Prozent.
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