Bei Unwetter in Einöde

Familienvater entkam in letzter Sekunde dem Tod

Kärnten
15.07.2022 17:31

Es gleicht einem Wunder. Martin Kalin, zweifacher Familienvater, entkam in letzter Sekunde der Gerölllawine im Kärntner Gegendtal. Im „Krone“-Gespräch schildert er die Unwetternacht, die seiner Familie Hab und Gut nahm.

In der Nacht zum 29. Juni wurden Kalin und Marilyn Ehrenreich aus dem Schlaf gerissen. „Um 2 Uhr morgens hörten wir die erste Mure“, schildert der Familienvater die bangen Stunden der Unwetterkatastrophe in Einöde. Zunächst blieb das Wohnhaus der jungen Familie noch verschont.

Steinbrocken fetzte Haustüre heraus
„Da haben wir gedacht, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen sind“, sagt seine Lebensgefährtin. Doch was das Paar und die beiden kleinen Töchter dann erleben mussten, wird sie ein Leben lang begleiten. „Auf einmal fing das Haus zu beben an, und da wusste ich sofort, da kommt noch was“, sagt der 36-jährige Familienvater. Sofort schickte er seine Marilyn in den ersten Stock zu den Kindern.

„Nur wenige Sekunden nachdem ich die Haustür geschlossen hatte, hörte ich ein fürchterliches Krachen und ein Stein riss die ganze Haustür heraus“, schildert der 36-Jährige sichtlich gezeichnet: „Dann habe ich mich auch in den ersten Stock geflüchtet.“

Martin Kalin und Marilyn Ehrenreich im „Krone“-Gespräch. Hier gab es einmal eine Haustüre. (Bild: F. Pessentheiner, pessentheiner)
Martin Kalin und Marilyn Ehrenreich im „Krone“-Gespräch. Hier gab es einmal eine Haustüre.
Marilyn Ehrenreich zeigt der „Krone“, wie hoch das Wasser in ihrem Haus stand. (Bild: F. Pessentheiner, pessentheiner)
Marilyn Ehrenreich zeigt der „Krone“, wie hoch das Wasser in ihrem Haus stand.

„Mama, müssen wir sterben?“
Um etwa halb drei Uhr donnerte eine weitere Mure auf das Haus zu und verschüttete es bis zum ersten Stock, wo die Familie unter Todesangst ausharrte. „Irgendwann fragte mich meine Tochter, ob wir jetzt sterben müssen. Da sagte ich: Lea, ich weiß es nicht“, erzählt Marilyn unter Tränen.

Schließlich gelang es der Familie um 5 Uhr früh, aus dem Haus zu kommen und über die Geröllmassen in Sicherheit zu gelangen.

Martin Kalin schrieb seiner Mutter, die im Urlaub war. (Bild: F. Pessentheiner, pessentheiner)
Martin Kalin schrieb seiner Mutter, die im Urlaub war.

Angst ist immer präsent
Mittlerweile ist das Haus wieder vom größten Schutt befreit. Bis die Familie wieder in ihre vier Wände einziehen wird können, wird es noch dauern. Was bleibt, ist die Angst vor neuerlichen Unwettern. Und die finanzielle Belastung ist erdrückend.

Kinder haben Albträume
„Wir schlafen jeweils bei einem Kind. Ich merkte, dass meine siebenjährige Tochter in der Nacht immer wieder Albträume hat“, sagt Kalin im Gespräch mit der „Krone“. Auch für die beiden Eltern ist die Situation psychisch extrem belastend, doch: „Man muss einfach funktionieren. Wir haben keine andere Wahl.“

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