Neun Jahre flüchtig

Mexiko: „Drogenboss der Drogenbosse“ festgenommen

Ausland
16.07.2022 07:57

Er war der von den USA meistgesuchte mexikanische Drogenboss und hat Verbrechen wie Entführung, Folter und den auf dem Kerbholz: Nach neun Jahren auf der Flucht konnte Rafael Caro Quintero nun von der mexikanischen Polizei gefasst werden. Er ist Mitgründer des ehemaligen Guadalajara-Kartells, des ersten großen Drogen-Kartells in Mexiko. Zuletzt soll er das kleinere Caborca-Kartell angeführt haben.

Der Drogenboss, der in den 1980er-Jahren wie Pablo Escobar in Kolumbien als „Narco de Narcos“ („Drogenboss der Drogenbosse“) galt, wurde in der Ortschaft San Simón in den Bergen des nordwestlichen Bundesstaates Sinaloa von der Marine festgenommen. Spürhund „Max“ machte ihn in einem Gebüsch ausfindig. In einem Video war zu sehen, wie er, mit Jeans und Hemd gekleidet, abgeführt wurde. Er soll zunächst im Hochsicherheitsgefängnis von Almoloya, 85 Kilometer westlich von Mexiko-Stadt, untergebracht werden.

Hier zeigt die mexikanische Polizei stolz ihren neuesten Fang - den Drogenboss Rafael Caro Quintero. (Bild: AFP)
Hier zeigt die mexikanische Polizei stolz ihren neuesten Fang - den Drogenboss Rafael Caro Quintero.

Mord an US-Drogenfahnder angeordnet
Der Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten, Merrick B. Garland, dankte den mexikanischen Behörden in einer Mitteilung des US-Justizministeriums für die Festnahme des 69-Jährigen. Man werde die sofortige Auslieferung beantragen, damit er in den USA vor Gericht gestellt werden könne. Denn
Caro Quintero hatte 1985 den Mord an Enrique „Kiki“ Camarena, einem Beamten der US-Anti-Drogen-Polizei DEA, angeordnet. Der Mitgründer des ehemaligen Guadalajara-Kartells, des ersten großen Drogen-Kartells in Mexiko, war seit 2013 auf der Flucht.

Kopfgeld von 20 Millionen US-Dollar ausgesetzt
Damals war er nach 28 von 40 Jahren Haft wegen angeblicher Verfahrensfehler auf freien Fuß gesetzt worden. Der Oberste Gerichtshof Mexikos hob diese Entscheidung auf, da war Caro Quintero aber bereits untergetaucht. Das Außenministerium in Washington setzte ein Kopfgeld von 20 Millionen US-Dollar auf ihn aus. „Die Festnahme ist für die Vereinigten Staaten sehr, sehr wichtig, weil Caro Quintero der Drahtzieher hinter dem Mord an unserem Agenten Enrique ,Kiki‘ Camarena war“, sagte der ehemalige DEA-Chef für internationale Operationen, Mike Vigil, dem Nachrichtenportal Sin Embargo. Caro Quintero steht auf der FBI-Liste der zehn meistgesuchten Kriminellen.

Rafael Caro Quintero - ein Mann mit vielen Gesichtern (Bild: AP)
Rafael Caro Quintero - ein Mann mit vielen Gesichtern

Vor wenigen Tagen war der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador bei einem offiziellen Besuch in Washington von seinem US-Kollegen Joe Biden empfangen worden. Die Festnahme des ehemals mächtigsten Drogenbosses Mexikos könnte als Geste des guten Willens von Mexiko gegenüber Washington interpretiert werden, nachdem es zu Spannungen in den Bereichen Sicherheit, Investitionen und Migration gekommen war.

Nach Festnahme 14 Polizisten bei Hubschrauberabsturz gestorben
Der Erfolg bei der Festnahme wurde etwas von einem Unfalldrama getrübt: Nach der Festnahme Caro Quinteros kam es zu einem Absturz eines Marine-Hubschraubers. 14 Passagiere kamen ums Leben, ein Beamter wurde schwer verletzt. Sie alle hätten den Einsatz für die Festnahme unterstützt, gab López Obrador bekannt. Der Vorfall werde untersucht.

Die Unfallstelle nach dem Helikopterabsturz nahe des Flughafens of Los Mochis (Bild: AFP)
Die Unfallstelle nach dem Helikopterabsturz nahe des Flughafens of Los Mochis

In Mexiko sind nach Angaben der International Crisis Group rund 200 kriminelle Gruppen aktiv. Sie sind unter anderem in den Drogenhandel, Entführung, Erpressung und Benzindiebstahl verwickelt. Manche kämpfen auch um Kontrolle über legale Geschäfte wie den Avocado-Anbau. Seit der nordamerikanische Staat 2006 damit begann, den sogenannten Drogenkrieg militärisch zu führen, hat die Spirale der Gewalt Hunderttausende Menschen das Leben gekostet. Mehr als 100.000 Menschen gelten in Mexiko als verschwunden.

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