„Krone“-Gastkommentar

Christian Baha: Inflation außer Kontrolle

Christian Baha ist Börsenexperte und gründete 1993 den ersten Börsen-Terminal Österreichs, der Daten in Echtzeit liefert. 1996 etablierte er den weltweit ersten Hedge-Fonds für Privatanleger. Baha verfolgte stets die Vision, Fonds für Vermögende auch kleineren Anlegern zugänglich zu machen.

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Hat die Europäische Zentralbank die Teuerung im Griff? Urteilen Sie selbst nach den Aussagen der obersten EU-Währungshüterin Christine Lagarde im Jahr 2022:

Die Inflation in Europa sei nicht „außer Kontrolle“: „Im Gegenteil, wir gehen davon aus, dass sich die Energiepreise im Laufe des Jahres stabilisieren werden, und dann wird die Inflationsrate allmählich zurückgehen.“ Man werde „handeln, sobald die Kriterien erfüllt sind, aber im Moment sind sie nicht erfüllt“. (21. 1.)

Die hohe Inflation sei kein Dauerzustand. Die Chancen seien gestiegen, dass sich die Teuerungsrate mittelfristig um den EZB-Zielwert von 2 Prozent stabilisieren werde. (7. 2.)

Die Inflation werde sich in den nächsten Monaten um die gegenwärtigen Niveaus herum bewegen. Die EZB erwarte, „dass sie beginnend im letzten Quartal zurückgehen wird“. (24. 6.)

„Ich glaube nicht, dass wir in ein Umfeld niedriger Inflation zurückkehren werden.“ (30. 6.)

Man werde alles tun, um die Eurozone zu retten. Wer an dieser Entschlossenheit der EZB zweifle, würde „einen schweren Fehler begehen“. (4. 7.)

De facto handelt die EZB konträr zu dem, was auf ihrer Website steht: „Unsere Aufgabe ist es, stabile Preise zu gewährleisten. Wir erfüllen dies, indem wir dafür sorgen, dass die Inflation niedrig, stabil und berechenbar bleibt.“ Es zahlt wieder mal der Sparer drauf: 300 Milliarden liegen auf Österreichs Konten. Bei 8,7 Prozent Inflation werden pro Jahr 26,1 Milliarden davon vernichtet. Tendenz steigend.

Christian Baha (Gastkommentar)