Die Skifusion Pitztal-Ötztal ist Geschichte, aber erweitert werden dürften Gletscherskigebiete noch. Die Grünen wollen die Lücke schließen, die ÖVP reagiert mit einer deutlichen Ansage.
Landesregierung, hör’ die Signale: In Anlehnung an das berühmteste Kampflied der Sozialistischen Arbeiterbewegung forderte Grünen-Spitzenkandidat Gebi Mair am Montag ein Umdenken der ÖVP beim Gletscherschutz: „Wir erleben eine Zeitenwende und einen Umbruch in der politischen Landschaft. Natur- und Gletscherschutz sind im Aufwind. Der weitere Ausbau von Skigebieten ist eine Last, die die Lebensqualität reduziert.“
Gletscherschutz in Verordnung festschreiben
Das Fusionsprojekt Pitztal-Ötztal, das die schwarz-grüne Koalition seit 2013 intensiv beschäftigte, ist – wie berichtet – seit Sonntag vom Tisch. Die Landesgrünen sehen nun ein Zeitfenster, den Gletscherschutz insgesamt zu verbessern bzw. das Aus für die Fusion auch im Raumordnungsprogramm festzuschreiben. Denn hier gibt es die Erweiterungsmöglichkeiten für Gletscherskigebiete noch: Zum einen umfasst das das Projektgebiet um den Linken Fernerkogel zwischen Ötztal und Pitztal, zum anderen eine Erweiterungsfläche am Kaunertaler Gletscher in Richtung Weißseespitze, die das Skigebiet flächenmäßig noch einmal um die Hälfte vergrößern würde.
Der Marmolada-Eisbruch hat gezeigt: Auch vermeintlich harmlos aussehende Gletscher sind kein sicheres Terrain. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Gletscherschutz außer Streit zu stellen. Ein Regierungs- beschluss ist jederzeit möglich.
Gebi Mair, Klubobmann Tiroler Grüne
„Tourismus mit der Brechstange“
Derartige Erweiterungspläne sind für Mair „Tourismus mit der Brechstange“. Diesem sei beim Volksentscheid am Sonntag eine Absage erteilt worden: „Der Einfluss der Skigebietskaiser wurde zurückgestützt auf ein Maß, wo es hingehört.“
Mair: „Sinneswandel ist da!“
Als Landespolitik dürfe man die Verantwortung aber nicht auf die Einwohner in St. Leonhard im Pitztal abschieben, die das Projekt letztlich zu Fall gebracht haben: „Der Sinneswandel der Bevölkerung in Sachen Gletscherschutz ist jetzt da und die Landespolitik soll diese Signale hören.“ Die Landesregierung könne jede Woche einen Entwurf in Begutachtung schicken. „Es liegt einzig in der Hand der ÖVP.“
VP-LR Tratter: Koalitionsfrage
Offen zeigt sich Tirols Raumordnungslandesrat Johannes Tratter am Montag gegenüber Diskussionen, den Gletscherschutz in Tirol zu stärken. „Der Schutz der Tiroler Gletscher als wichtiger Teil unseres Ökosystems ist mir als Raumordnungslandesrat ein besonderes Anliegen. Dementsprechend wird dieses Thema auch bei den nächsten Koalitionsverhandlungen eine zentrale Rolle einnehmen“, stellt LR Johannes Tratter klar. Kritisch steht er jedoch wahlkampfbedingten Schnellschüssen gegenüber. „Es liegt in der Natur der Sache, dass die einzelnen Fraktionen in Hinblick auf die anstehende Landtagswahl versuchen werden, sich zu positionieren und mit Forderungen medial in Stellung zu bringen. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass es vernünftiger ist, tiefgreifende Entscheidungen nicht in aufgeheizter Wahlkampfatmosphäre, sondern in Ruhe zu treffen.“
Liste Fritz: „Nein zur Fusion Sieg der Vernunft“
Ein „klares Signal gegen immer mehr, immer weiter, immer höher hinauf“ sieht die Liste Fritz im Volksentscheid in St. Leonhard, wo die Abstimmung 353 zu 348 Stimmen gegen die Skifusion ausging. „Nur die Betonierer-Fraktion, die meint, mit wirtschaftlicher Macht und der ÖVP im Rücken lasse sich über Bürgerinteressen drüberfahren, kann vom Ergebnis überrascht sein“, sagt Klubobmann LA Markus Sint.
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