Food-Truck-Idee

So nutzte Tiroler Ex-Wirtin Krise zum Durchstarten

Raffaela Hönel im Einsatz bei der Dart-Meisterschaft im Zillertal

(Bild: ZOOM.TIROL)

Entnervt von Personalmangel und Pandemie schmiss eine Kössenerin alles hin. Nun hat sich die Tirolerin Raffaela Hönel neu erfunden und betreibt einen Food-Truck. Aus Krisen und Umbrüchen könne man gestärkt hervorgehen, ist die 51-Jährige überzeugt.

„Wirtin gibt vor Wintersaison auf“, titelte die „Krone“. Und schilderte, wie die Kössenerin (51) die Geschäftsführung auf der dortigen Bärenhütte aufgab. Jenen Job auf 1500 Metern, der einst wie eine Berufung für die Absolventin einer Tourismusschule war. Was tun? „Noch im Herbst stach mir ein Food-Truck ins Auge, den eine Kitzbühelerin aufgrund ihrer Auswanderung verkaufen wollte“, schildert Hönel. Sie schnappte zu und riskierte damit fast eine sechsstellige Summe.

Der Zusammenhalt in der Familie macht den neuen Schritt erst möglich: Raffaela kann auf Sohn Alexander und dessen Freundin Anna-Lena zählen.

(Bild: ZOOM.TIROL)

„Fixen Standplatz zu finden, ist fast unmöglich“
Doch die rollende Fünf-Sterne-Küche genannt „Berg Gams’l“ verursachte zunächst neue Hürden im Leben: „Einen Standplatz zu finden, ist beinahe unmöglich, da geht es um die Betriebsgenehmigung, um Geruch und Lärm, um die Beschwerden von Nachbarn.“ Ein Beamter meinte im Zuge der Debatten einmal: „Wir sind ja nicht in den USA, wo jeder tun und lassen kann, was er will.“

Bei vielen Veranstaltungen gebucht
Ein fixer Standort in Kössen scheiterte daher, doch Raffaela gab nicht auf. „Inzwischen bin ich bei vielen Veranstaltungen gebucht. Logistisch nicht ganz einfach, aber es läuft“, erzählt die Kössenerin. Harley-Fest in Kitzbühel, Dart-Meisterschaft im Zillertal, Sommernachtstraum in Walchsee, demnächst das Reggae-Festival in Telfs - die Gastronomin mit den pfiffigen Ideen (oft vegan, sehr individuell) kommt überall gut an.

Nie stehen bleiben ist mein Motto, sich den Wendungen des Lebens stellen. Dann geht man gestärkt daraus hervor.

Raffaela Hönel

Am Food-Truck kommt man mit Leuten ins Reden
„Mit einem Food-Truck kommt man ganz anders ins Reden mit den Leuten als auf einer bummvollen Skihütte. Und die Leute können uns beim Kochen zuschauen, da gibt es die totale Transparenz. Eingekauft wird nach Möglichkeit beim lokalen Bäcker oder Metzger“, sagt die Frau, die den Umbruch als Chance begriffen hat. „Nie stehen bleiben ist mein Motto, sich den Wendungen des Lebens stellen. Dann geht man gestärkt daraus hervor.“

Entscheidend dabei ist der Zusammenhalt in der Familie: Sohn Alexander (24) und dessen Freundin Anna-Lena (23) packen in der mobilen Küche mit an. Und auch Raffaelas Partner ist eine Stütze, auch wenn sein Beruf ein anderer ist.

Raffaela mit ihrer mobilen „Fünf-Sterne-Küche“

(Bild: ZOOM.TIROL)

Mit einem Würstelstand nicht zu vergleichen
Mit einem Würstelstand ist der Food-Truck übrigens nicht zu vergleichen. „Er spielt in puncto Ausstattung wirklich alle Stückerln - mit Spüle, Backrohr, Fettabscheider und Nirosta-Ausstattung.“ Ein zweites ortsgebundenes Standbein für die leidenschaftliche Gastronomin ist eine kleine Holzhütte neben der Bergbahn in Kössen, wo sich derzeit vor allem Paragleiter stärken. „Da kommt auch schon mal ein 19-Stunden-Arbeitstag zusammen“, berichtet die 51-Jährige.

Doch es überwiegt das Gefühl, mit neuen Ideen und mit viel Herzblut gegen alle Krisen dieser Welt gewappnet zu sein.