Für viele ein No-Go

LED-Werbung auf Kirchturm erhitzt die Gemüter

Oberösterreich
20.07.2022 07:00

Die Pfarre Sierninghofen-Neuzeug kurbelt mit LED-Monitoren an der Kirchturmfassade, auf denen Werbespots laufen, ihre Einnahmen an. Diese sorgen aber für Debatten in der Gemeinde.

Ausgerechnet rund um eine der jüngeren Kirchen des Landes sorgt eine Innovation für Gesprächsstoff. Auf rund vier Metern Höhe wurden auf dem zwischen 1969 und 1971 errichteten Kirchturm der Pfarre Sierninghofen-Neuzeug zwei große LED-Monitore angebracht.

Neben wichtigen Informationen über Veranstaltungen der Pfarre und Gottesdienst-Ankündigungen werden auch Werbespots lokaler Firmen ausgestrahlt. Für einige in der Pfarre ist das ein No-Go, weshalb der neugewählte Pfarrgemeinderat reagierte. Während der Messe müssen die Werbungen abgedreht werden. Auch zwischen 20.30 und 5.30 Uhr bleibt der Bildschirm dunkel. Philipp Müllner, einer der Initiatoren der Idee, kann mit diesem Kompromiss gut leben.

Auch an Linzer Dom gibt‘s Monitore
„Uns ist wichtig, dass wir auf aktuelle Sachen in der Pfarre aufmerksam machen können. Früher haben wir große Plakatständer oder Transparente benutzt, die bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit erzeugt haben.“ Dass die Werbung nicht den Segen aller hat, kann Müllner zwar verstehen, er verweist aber auf den Linzer Dom, wo ebenfalls auf Monitoren Werbung ausgestrahlt wird – allerdings nur während der Renovierungsarbeiten. Für die kleine Pfarre seien die Werbegelder laut Müllner von großer Bedeutung: „Gerade in Zeiten von Corona sind die Einnahmen aus den Sammlungen stark zurückgegangen. Viele gingen nicht mehr zur Messe, und es sind auch wieder einige aus der Kirche ausgetreten.“

Diözese hat kein Problem mit den LED-Monitoren 
Den Segen der Diözese hat die Aktion der Pfarre auf jeden Fall. „Es gibt da keinerlei Vorschriften. Es spricht auch nichts dagegen, so lange keine Werbung für Alkohol, Glücksspiel oder Politik gemacht werden.“

Zitat Icon

Mit den Werbeeinnahmen wollen wir nicht reich werden, es soll nur etwas übrig bleiben und sie sollen die Kosten abdecken. Klar ist, dass wir nur Spots bringen, die moralisch und politisch neutral sind.

Philipp Müllner, Mitglied im Pfarrgemeinderat und einer der Initiatoren bei der Montage der LED-Monitore am Kirchturm

„Krone“-Kommentar von Harald Kalcher: Der Zweck heiligt die Mittel nicht
Gewiss hat das Pfarramt Sierninghofen-Neuzeug mit seinen Werbeeinnahmen Gutes im Sinn. Aber der Zweck heiligt die Mittel nicht immer - und sicher nicht bei einer Kirche! Oder kommt nur mir da das Johannes-Evangelium in den Sinn, wo Jesus den Händlern im Tempel wütend zuruft: „Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“?
Weltoffenheit ja, aber irgendwo gibt es Grenzen. Sonst heißt es demnächst womöglich auch während des Gottesdienstes: „Liebe Gläubige, wir unterbrechen die Predigt für eine kurze Werbedurchsage“

„Krone“-Kommentar von Mario Zeko: Lassen wir bitte die Kirche im Dorf
Die Kritik an den LED-Monitoren auf dem Kirchturm der Pfarre Sierninghofen-Neuzeug ist nicht nachvollziehbar. In anderen weniger fortschrittlichen Pfarren regt sich auch kein Mensch auf, wenn ein überproportionales Transparent tagelang den Kirchturm mit der Ankündigung für ein Pfarrfest verschleiert - und noch dazu groß der dazugehörige Frühschoppen samt Bierlieferant beworben wird. Ein Monitor ist kein Teufelswerk, elektrische Schaukästen in Kirchen sind lange nicht mehr tabu. Deshalb sollten wir bei der Debatte rund um die LED-Walls am Turm die Kirche im Dorf lassen.

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