Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und sein tschechischer Kollege Jan Lipavsky haben am Mittwoch ihren Amtskollegen Dmytro Kuleba in Kiew getroffen. Schallenberg betonte, „unser gemeinsamer Besuch ist ein Signal der Solidarität aus Zentraleuropa“. Zuvor besuchte er den Flughafen im Kiewer Vorort Hostomel und im Anschluss die Stadt Irpin. In Irpin betonte Schallenberg angesichts der zahlreichen Ruinen von Wohnhäusern, dass ihm diese Bilder „unter die Haut gehen“ würden.
Schallenberg sagte, dass alles getan werden müsse, um diesen Krieg zu beenden, doch die Ukraine müsse bestimmen, wann sie dazu bereit sei. „Ganz bestimmt darf ein Frieden nicht von Russland diktiert werden“, so Schallenberg.
„Das erste Mal, dass ein russischer Präsident auf Hunger als Waffe setzt“
Kurz vor Ausbruch des Krieges sei er mit seinen Amtskollegen aus Tschechien und der Slowakei in Kiew gewesen, sagte Schallenberg. Damals hätte es noch die Hoffnung auf Diplomatie gegeben. „Keine zwei Wochen später kam es zum brutalen Zivilisationsbruch, den wir offen gestanden damals nicht für möglich gehalten haben“, so der Außenminister. Es sei zudem das erste Mal, dass ein russischer Präsident auf Hunger als Waffe setze.
Kuleba dankte Schallenberg für dessen Rolle bei der Anerkennung des EU-Kandidatenstatus für die Ukraine. Österreich könne als neutrales Land keine Waffen liefern, so wie Tschechien, das verstehe er, sagte der ukrainische Außenminister, als er die Wichtigkeit der Lieferung schwerer Waffen ansprach. Wichtig sei es nun aber vor allem, dem russischen Druck entgegenzuhalten.
„Alles in unmittelbarer Nachbarschaft“
Zuvor besuchten Schallenberg und Lipavsky den Flughafen im Kiewer Vorort Hostomel und im Anschluss Irpin. In Irpin betonte Schallenberg angesichts der zahlreichen Ruinen von Wohnhäusern, dass ihm diese Bilder „unter die Haut gehen“ würden. Als Österreicher müsse man sich vergegenwärtigen, dass dies „alles in unmittelbarer Nachbarschaft“ geschehen sei, wenige Zugstunden von Wien entfernt.
„Es zeigt auch etwas, wie wir vorher am Flughafen gesehen haben, wie massiv sich die Russische Föderation, allen voran Wladimir Putin, verkalkuliert hat.“ Die russischen Truppen hätten tatsächlich gedacht, dass „sie mit Brot und Salz empfangen werden und dass nicht auf sie geschossen wird“.
„Ukraine hat sich heldenhaft verteidigt“
Das zeige, wie heldenhaft sich die Ukraine verteidigt habe, aber auch, dass es nie etwas Schönes im Krieg gebe, „Krieg ist grauenhaft, Krieg ist Tod, Krieg ist Zerstörung“, so der Außenminister.
Irpin: 75% der Bewohner wieder zurückgekehrt
Der Bürgermeister von Irpin, Oleksandar Markuschin, erzählte den Außenministern, dass 95 Prozent der Einwohner von Irpin, einer Stadt mit etwa 100.000 Einwohnern während der Kampfhandlungen die Gemeinde verlassen hätten. Mittlerweile seien wieder 75 Prozent der Bewohner zurückgekehrt.
„Wenn wir die Schlacht von Irpin nicht gewonnen hätten, wäre es zu Kämpfen in Kiew gekommen“, so Markuschin. An Schallenberg richtete er die Bitte, beim Wiederaufbau behilflich zu sein, denn über 100 Gebäude in der Stadt, darunter Schulen und Kindergärten, sowie zahlreiche Wohngebäude seien komplett zerstört worden. Schallenberg versprach, zu helfen, „um den Menschen, wo möglich, wieder Perspektive zu geben“.
Wenn wir die Schlacht von Irpin nicht gewonnen hätten, wäre es zu Kämpfen in Kiew gekommen.
Oleksandar Markuschin, Bürgermeister von Irpin
In Hostomel wurde der internationale Fracht- und Werksflughafen am ersten Tag des Angriffskrieges von russischen Landetruppen eingenommen, wenige Stunden später eroberten ihn die Ukrainer zurück.
Krieg ist grauenhaft, Krieg ist Tod, Krieg ist Zerstörung.
Außenminister Alexander Schallenberg
Einzig flugfähiges Exemplar der Antonow An-225 zerstört
Bei den Kämpfen, im Zuge derer der Flughafen wieder in die Hände Russlands fiel, wurden große Teile der Infrastruktur zerstört, aber ebenso auch das einzige flugfähige Exemplar der Antonow An-225 - sie war das weltweit längste Flugzeug und der Stolz der ukrainischen Luftfahrt. Beim Lokalaugenschein sind viele zerstörte Lagerhallen zu sehen, ein Kommandant erklärte dabei den Außenministern den Ablauf der Kampfhandlungen.
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