Wegen Auftragsflut

Fällt hitzefrei für Bauarbeiter ins Wasser?

Wien
20.07.2022 16:00

Bei der Hitze im Sommer ist Arbeiten am Bau kein Honiglecken. Deshalb gibt es ab 32,5 Grad hitzefrei - in der Theorie. Die „Krone“ war auf drei Baustellen mit dem Temperaturmesser unterwegs. Fazit: Bis zu 38,5 Grad!

Arbeiten bei 36 Grad ist für niemanden angenehm. So manch einer kann sich im klimatisierten Büro verschanzen, nicht aber Bauarbeiter. Die „Krone“ kontrollierte am heißesten Tag der Woche mit einem Laser-Temperaturmessgerät ausgestattet, drei Baustellen in der Stadt.

In der Innenstadt, wo der Beton besonders glüht, hatte es um 11 Uhr vormittags auf dem Petersplatz, wo der Boden gerade aufgegraben wird, bereits 34,5 Grad. Weiter ging es zur Franzensbrücke, wo ein Dutzend Bauarbeiter inmitten der prallen Sonne hackeln. Trotz gemessener 35,8 Grad ist hitzefrei (ab 32,5 Grad) anscheinend kein Thema. Auch auf der Baustelle Heiligenstädter Brücke brannte die Sonne vom Himmel herunter. Hier haben wir auch den Höchstwert von 38,5 Grad gemessen.

(Bild: Krone KREATIV, Klemens Groh)
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Ich bin seit 16 Jahren am Bau. Mittlerweile habe ich mich an die Hitze im Sommer gewöhnt. Solange wir mittags Schluss machen, ist es erträglich.

Florian Hofegger, Bauarbeiter

Nachts arbeiten, um der Hitze zu entfliehen
Aber auch auf dieser Baustelle wird gearbeitet, allerdings nicht mehr lange. „Wir sind gerade am Schlussmachen, wenn es so heiß ist, beginnen wir schon um drei Uhr nachts zu arbeiten, damit wir mittags nach Hause gehen können“, sagt Bauarbeiter Florian Hofegger.

Eine glückliche Ausnahme (wenn auch nicht für die Anrainer). Denn der Arbeiterkammer-Jurist Philipp Brokes relativiert: „Es gibt auch am Bau kein Recht auf hitzefrei. Im Gesetz wurde lediglich festgehalten, dass Arbeiter ab 32,5 Grad hitzefrei bekommen können, 60 Prozent des Gehalts beziehen und der Arbeitgeber diese Kosten vom Staat refundiert bekommt. Die Entscheidung liegt noch immer beim Firmenchef oder einer befugten Person.“

Auf Grund der aktuellen Lage befürchtet der Experte, dass hitzefrei für viele ins Wasser fällt. Brokes: „Die Auftragsbücher sind voll, das Material kann jeden Tag teurer werden, und wegen Corona sind manche Firmen ohnehin in Verzug. Da werden es sich viele überlegen, ob sie ihre Mitarbeiter dienstfrei stellen.“ Die Arbeiterkammer fordert daher ein „verpflichtendes hitzefrei“.

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