Hält Putin Wort?
Russland: Ab morgen wieder Gas durch Nord Stream 1
Bis zum Donnerstag hat Russland die Gas-Pipeline Nord Stream 1 offiziell in den Wartungsmodus versetzt und die Gaslieferungen darüber eingestellt. Seit Beginn der Unterbrechung wuchs dabei die Sorge, ob der Gastransport auf diesem Wege überhaupt wieder aufgenommen werden wird. Nun kommt offenbar eine Entwarnung: Das Gas soll wieder fließen, wenn auch deutlich reduziert.
Wie die deutsche „Bild“ aus vorläufigen Daten des Netzbetreibers Gascade vom Mittwochvormittag zitiert, werden die heiß ersehnten Lieferungen ab Donnerstag wieder aufgenommen. Wie ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters erklärte, werden aber nur 40 Prozent der Kapazität abgeschöpft werden können - also Gas auf demselben Niveau geliefert, wie schon vor der Wartung.
Putin behält sich Ass im Ärmel
Damit bewegen sich die Gasmengen gerade noch auf dem Niveau, dass die meisten westeuropäischen Länder sicher durch den Winter kommen können - vorausgesetzt, dass es zu keinen weiteren Lieferverkürzungen kommt. Damit dürfte sich Russlands Präsident Wladimir Putin ein Ass im Ärmel behalten, um als mögliches Druckmittel wieder am Gashahn drehen zu können.
Zuletzt rechnete man in Europa gar nicht mehr mit der Wiederaufnahme der Lieferungen. Erst am Dienstag erklärte der österreichische EU-Kommissar Johannes Hahn (ÖVP), dass man nicht an das russische Versprechen glaube, dass ab Donnerstag wieder Gas fließen werde.
EU ringt um Alternativen
Und auch die Lieferung einer in Kanada gefertigten Gasturbine geht sich offenbar nicht mehr rechtzeitig aus - laut Angaben aus Russland ist diese erst am Sonntag in Deutschland angekommen - der Weitertransport wird aber wohl in Summe fünf bis sieben Tage dauern.
Indessen versuchen die EU-Staaten händeringend alternative Gasquellen anzuzapfen. Österreichs Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) verkündete zuletzt einen großen Schritt in diese Richtung: Man konnte sich zusätzliche Pipeline-Kapazitäten für Gas aus Norwegen sichern. Und zwar genug, um auch ohne russisches Gas durch den Winter zu kommen.
Deutschland pocht auf volle Gaslieferungen
Mit reduzierten Lieferungen aus Russland will sich zumindest Deutschland nicht zufriedengeben: Die deutsche Regierung fordert nach Abschluss der regulären technischen Überprüfungen eine Wiederaufnahme der Gaslieferungen aus Russland. Man erwarte von Gazprom, dass nach Ablauf der Wartungsfrist das Gas in vollem Umfang wieder fließen werde, so das Bundespresseamt.
Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann verwies auch auf vertragliche Verpflichtungen des russischen Staatskonzerns.
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