Geschichte zerstört

Schon wieder: Vom Juwel zum „Krater-Haus“

Wien
21.07.2022 06:00

Das Geld hätte man sich auch sparen können: Scheinbar wurde ein Gründerzeithaus in Meidling erst kürzlich saniert - dennoch klafft nun ein riesiger Krater in der Fassade.

Vielen Freunden der Gründerzeitarchitektur und des Denkmalsschutzes blutet nach dem Abriss eines Gebäudes in der Kaiserstraße (Neubau) noch immer das Herz. Wie berichtet, wurde erst Anfang Juli das ehrwürdige Haus dem Erdboden gleichgemacht. Viel Zeit zum Erholen bleibt den Rettern der Architekturjuwele nicht. Denn auch in der Hohenbergstraße 18 in Meidling machen sich derzeit Bautrupps zu schaffen - zumindest klafft neuerdings ein großer Krater in der Fassade.

Gerüst ließ auf eine Sanierung schließen
„Noch im Juni war das secessionistische Gründerzeithaus eine Baustelle und eingerüstet, doch jetzt wurde die Front eingerissen - und der dekorative Attikaaufsatz ist ebenfalls zerstört. Warum gab es ein Gerüst? Für den Abbruch ist das nicht nötig“, fragen sich Markus Landerer und Gerhard Hertenberger von der Initiative Denkmalschutz.

Das Gebäude (Bild aus 2017) wirkte eigentlich recht wohnlich. (Bild: Initiative Denkmalschutz)
Das Gebäude (Bild aus 2017) wirkte eigentlich recht wohnlich.

Weiterer Mosaikstein zu „Wiens Selbstzerstörung“
Auf die Experten machte die Fassade einen tadellosen Eindruck, und auch die Fenster waren auf den ersten Blick in einem guten Zustand - Mieter vieler anderer Gebäude würden sich wohl über solche freuen. Dennoch wurde laut Grünen und Initiative die „wirtschaftliche Abbruchreife“ erteilt. Warum? Dazu gab es auf Anfrage bei der Baupolizei keine Auskunft.

Grüne Kritik an Abbruch-Gutachten
Kritik am Abbruch hagelt es von vielen Seiten. Die Initiative Denkmalschutz spricht von „Wiens Selbstzerstörung“. Auch die Klubobfrau der Grünen Meidling, Tanja Grossauer-Ristl, ist über das Vorgehen verärgert: „Hier geht leistbarer Wohnraum in einem Altbau verloren. Gleichzeitig wird ein erhaltenswertes secessionistisches Gründerzeithaus unwiederbringlich zerstört. Auch aus Perspektive des Klimaschutzes ist es fragwürdig, wenn Häuser leichtfertig abgerissen werden. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum der Abriss dieses Gebäudes vonseiten der Stadt genehmigt wurde. Zumal es offensichtlich vor Kurzem noch saniert wurde.“ Sie fordert jetzt mehr Kontrolle bei der „wirtschaftlichen Abbruchreife“.
Manche Häuser kann derzeit aber scheinbar nur noch das „hitzefrei“ für Bauarbeiter vor dem Ende bewahren.

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