Über einen Deckel bei den Strompreisen denkt die Bundesregierung mittlerweile nach. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner verkündete nun für Niederösterreich einen Strompreis-Rabatt ab Oktober. Für 80 Prozent des durchschnittlichen Verbrauchs soll es einen Zuschuss geben. Abwickeln sollen das die Energieversorger. Michael Böheim vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) findet das NÖ-Model gut, warnt jedoch vor einem Fleckerlteppich bei der Strompreisförderung.
90 Prozent aller Kunden in Niederösterreich werden von EVN, Wien Energie und dem Verbund abgedeckt. Mit dem Strompreis-Rabatt kommen auf die Anbieter nun Hunderttausende Anträge zu. Dort gibt man sich aber zuversichtlich. Die Registrierung solle einfach und digital erfolgen, sagte Stefan Zach von der EVN am Donnerstag im Ö1-„Morgenjournal“: „Für die Menschen, die nicht so gut im Umgang mit dem Internet sind, wird es in unseren Kundenzentren - also in allen Bezirkshauptstädten - eine einfache Hilfestellung beim Ausfüllen der erforderlichen Unterlagen geben.“
Fixe Menge zu reduziertem Preis empfohlen
Das NÖ-Model erinnert stark an den Vorschlag des Wifo. Es sei ebenfalls sozial treffsicher, sagte Ökonom Michael Böheim, wenn „Haushalte, die von mehr Personen bewohnt werden, ein höheres Kontingent des Zuschusses bekommen, als kleinere Haushalte“. Einen entscheidenden Unterschied gibt es aber: Das Wifo empfiehlt eine fixe Menge an Strom zu einem reduzierten Preis.
„Da wir den Marktpreis in der Zukunft noch nicht kennen, ist natürlich dieses Model auch unter Umständen teurer.“ Hier trägt die öffentliche Hand das Risiko, wenn die Preise steigen sollten. In Niederösterreich sind es die Kunden, denn sie bekommen kein Kontingent an billigerem Strom, sondern einen Zuschuss von 11 Cent pro kWh.
Einheitliche Einigung wäre effizienter
Ist der Strompreis billig, können 11 Cent pro kWh sehr viel sein, betonte der Wifo-Experte: „Aber wenn der Strompreis jetzt explodieren würde, könnten 11 Cent auch sehr wenig sein.“ Er gab zu bedenken: Sollte der Strompreis bis Oktober steigen, werde der Ruf laut werden, die Zuschüsse zu erhöhen. Nach dem Alleingang in Niederösterreich könnten andere Länder nachziehen. Der Experte warnte vor einem Fleckerlteppich bei der Strompreisförderung. Für ihn sei es effizienter, das ganze einheitlich in allen Ländern auszurollen.
Böheim zeigte sich zuversichtlich: Da der Vorstoß aus NÖ kommt - einem großen Bundesland mit viel politischem Gewicht - könnte mit diesem Model politisch auch einiges in Bewegung kommen.
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