Runter vom Gas, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, weniger Lärm zu produzieren, weniger Sprit zu verbrauchen und auch Energie zu sparen? Durch die Kriegswirren in der Ukraine wurde auch - wie berichtet - eine omnipräsente Energiekrise ausgelöst. Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser brachte im „ZiB 2“-Interview am Mittwochabend dabei wieder das Dauer-Thema „Tempo 100, um Energie zu sparen“, ins Spiel.
Die EU fordert von seinen Mitgliedern nämlich Einsparungen in der Höhe von 15 Prozent, um gegen die explodierenden Kosten anzukämpfen. Kaiser betont jedenfalls: „Geschwindigkeiten auf Autobahnen können eine Rolle spielen. Wenn es etwas zum Abwägen gibt, habe ich lieber wichtige Industrien, die weiterlaufen und stattdessen weniger Stundenkilometer auf den Autobahnen.“
Ähnlich sieht es auch Klaus Robatsch, vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV): „Wir könnten dabei zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen schont eine Temporeduzierung den Energieaufwand, zum anderen erhöht langsameres Fahren auch die Verkehrssicherheit.“ Für Aufsehen sorgten die Umweltschützer von Greenpeace zu Beginn des Ukraine-Krieges, als diese Tempo 100 für alle Autobahnen in Deutschland einforderten und vorrechneten, so insgesamt zehn Prozent Treibstoff zu sparen.
Dabei würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Zum einen wird mit Tempo 100 Energie gespart, und zum anderen erhöht langsameres Fahren die Verkehrssicherheit.
Klaus Robatsch - Kuratorium für Verkehrssicherheit
Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ): „Wenn ein Dieselauto für die Strecke Salzburg-Wien bei Tempo 130 sieben Liter pro 100 Kilometer verbraucht, dann sind es bei Tempo 100 gesamt 15,93 Liter. Das ist eine Ersparnis von 4,72 Litern. Hin und retour gerechnet rund 9,4 Liter. Bei einem Spritpreis von mindestens 2 Euro 18,80 Euro weniger Kosten.“ Eine andere Position vertritt indes der Autofahrerclub ÖAMTC. „Die generelle Senkung auf 100 km/h spart insgesamt nur 1 bis 3 Prozent Sprit ein. Sinnvoller wäre ein Lkw-Überholverbot auf zweispurigen Autobahnen“, so Sprecherin Barbara Gall.
Und was meint die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler zu der wieder aufgeflammten Tempo-100-Debatte? „Wer langsamer mit dem Auto fährt, kann einen wichtigen Beitrag leisten.“
Wer langsamer fährt, kann einen wichtigen Beitrag leisten. Ein bisschen weniger Tempo spart Sprit, Geld und schützt unser Klima. Diese Entscheidung können alle Menschen treffen.
Lenore Gewessler - Grüne Verkehrsministerin
Was „Tempo 100“ tatsächlich bringt:
Physiker Werner Gruber spricht sich im Interview für eine Temporeduktion aus: „Wir werden die eingesparte Energie im Herbst noch brauchen.“ Auch der renommierte Wissenschaftler lässt keinen Zweifel daran, dass sich eine Verringerung des Tempos in mehrfachem Sinne auszahlt.
Gruber sieht in einer Reduktion der Geschwindigkeit enormes Potenzial. „Wenn wir aus Autobahnen von 130 km/h auf 100 und auf Schnellstraßen von 100 km/h auf 80 reduzieren, können bis zu 50 Prozent der Energie eingespart werden. Energie, die wir im Herbst noch brauchen werden“, so der Physiker, der in den vergangenen Wochen einen Selbstversuch durchführte: „Im Normalfall schaffe ich mit einer vollen Tankfüllung die Strecke von meiner Wohnung ins Büro (das Landhaus Burgenland, Anm.) fünf- bis sechsmal. Bei niedrigerem Tempo zehn- bis elfmal. Dafür brauche ich statt 55 Minuten halt 60 Minuten - das hält man schon aus.“
Wenn wir aus Autobahnen von 130 km/h auf 100 und auf Schnellstraßen von 100 km/h auf 80 reduzieren, können bis zu 50 Prozent der Energie eingespart werden. Energie, die wir im Herbst noch brauchen werden.
Werner Gruber
Und: Eine Reduktion der Geschwindigkeit habe noch weitere positive Effekte, zum Beispiel aufs Geldbörserl: „Die Preise sind derzeit ja wirklich kein ,Bemmerl‘. Man erspart sich tatsächlich etwas, wenn man langsamer unterwegs ist“, sagt der „Krone“- Physiker.
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