Erstmals seit elf Jahren erhöht die Europäische Zentralbank den Leitzins, und zwar gleich um 0,5 Prozentpunkte. Die Rekordinflation sorgte für ein Umdenken. Manche meinen, dass es zu spät war.
Mit der Anhebung des Leitzinses auf 0,5% - krone.at berichtete - endet eine lange Phase des billigen Geldes. Mit ihrer lockeren Währungspolitik hat die EZB Kredite stark verbilligt, wovon sowohl die Konsumenten als auch die Staaten profitierten. Mit der Erhöhung sind auch die „Negativzinsen“ Geschichte, die Banken für Einlagen bei der Zentralbank zahlen mussten.
Angesichts der hohen Inflation haben schon die meisten Notenbanken ihre Zinsen erhöht, die Fed (USA) bereits auf 1,5 bis 1,75%. Der EZB wird vorgeworfen, aus Rücksicht auf schwer verschuldete Länder in der Eurozone zu lange gewartet zu haben.
Auch „Anti-Krisen-Programm“ kommt
Daher bringt sie jetzt zusätzlich ein „Anti-Krisen-Programm“ ins Spiel, mit dem man Staaten wie Italien beispringen kann. Sollten die Finanzierungskosten wegen zu hoher Anleihezinsen aus dem Ruder laufen, greift die EZB helfend ein. Das ist eine Gratwanderung, weil Kritiker der Notenbank eine „verkappte Staatsfinanzierung“ vorwerfen, wofür sie kein Mandat hat. Doch laut EZB-Chefin Christine Lagarde ermöglichte dieses Programm, dass die Leitzinsen stärker angehoben wurden als geplant.
Wie wirkt das auf die Inflation? Da Geld teurer wird, bremst das die Kreditnachfrage und damit das Wachstum. Das führt zu niedrigeren Preisen, so die Lehre. Allerdings wirkt die Zinserhöhung nicht bei „importierter“ Inflation, wie das bei den Energiepreisen der Fall ist. Vom Ziel der Preisstabilität (bei 2% Inflation) ist man aktuell weit entfernt.
Kredite bereits dreimal so teuer
Die Finanzmärkte haben schon im Vorfeld der EZB-Sitzung reagiert: Kredite kosten zum Teil bereits dreimal so viel wie vor einem halben Jahr, man zahlt schon für einen Fixzinskredit mindestens 2,5%. Auch für (täglich fällige) Spareinlagen erhält man mancherorts jetzt bis zu 0,75%, bei längerer Bindung 1,25%. Bei über 8% Inflation ist das noch immer ein großes Verlustgeschäft, aber die Hälfte der Österreicher bevorzugt noch immer das Sparbuch. Der Eurokurs stieg wieder auf klar über 1,02 $.
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