Sturm auf das Kapitol
Zeugen: Trump war absichtlich drei Stunden untätig
Im Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das US-Kapitol haben Zeugen am Donnerstag, in der letzten öffentlichen Anhörung vor der Sommerpause, ausgesagt, dass Ex-Präsident Donald Trump die Gewalt jederzeit hätte sofort stoppen können. „Fast alle wollten, dass Präsident Trump den Mob auffordert, sich zu zerstreuen, aber er weigerte sich“, berichtete etwa Adam Kinzinger, republikanisches Mitglied im Ausschuss (siehe Video oben).
„Minuten nach seiner Rede wusste Donald Trump von dem gewaltsamen Angriff auf das Kapitol. Von der Behaglichkeit seines Esszimmers aus verfolgte er im Fernsehen, wie die Attacke eskalierte. Er schickte Tweets, die das Ganze noch anheizten und Unterstützung für das Vorhaben signalisierten, Mike Pence zu töten. Drei Stunden lang weigerte er sich, die Angreifer zurückzurufen“, erklärte Kinzinger vor dem U-Ausschuss.
Die damals stellvertretende Pressesprecherin von Trump, Sarah Matthews, bestätigte am Donnerstagabend bei einer öffentlichen Anhörung, dass sich Trump unmittelbar an seine Anhänger wenden hätte können. Er habe dies aber nicht getan. „Wenn der Präsident eine Erklärung hätte abgeben und sich an das amerikanische Volk wenden wollen, hätte er fast sofort vor der Kamera stehen können“, erklärte sie. Erst 187 Minuten später hatte Trump in einer Videobotschaft seine Anhänger schließlich aufgefordert, nach Hause zu gehen.
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Die Aussagen im Untersuchungsausschuss, der Licht in die damaligen Vorgänge bringen soll, zeigen, dass Trump die Gewalt bewusst in Kauf genommen hat, um sich an der Macht zu halten. Dass er die Krawalle im Fernsehen verfolgte, dass er von seinen Verbündeten dazu gedrängt werden musste, schließlich noch einzuschreiten. Und lange einfach gar nichts tat.
Was geschah am 6. Jänner 2021?
Anhänger von Donald Trump haben am 6. Jänner 2021 den Parlamentssitz in Washington erstürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Wahlsieg von Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden formal zu bestätigen. Fünf Menschen starben bei der gewaltsamen Stürmung, viele wurden verletzt.
Ob die Anhörungen im U-Ausschuss Trump am Ende schaden werden, lässt sich derzeit schwer abschätzen. Beobachter gehen aber davon aus, dass sie zumindest dazu geführt haben, dass die Unterstützung für Trump unter den Republikanern geringfügig nachgelassen hat. Eine ähnliche Sprache sprechen auch die Zahlen. Umfragen zufolge sinkt die Zahl der Parteianhänger, die sich wünschen, dass Trump bei der Präsidentenwahl 2024 noch einmal ins Rennen geht.
Die Erstürmung des Kapitols sorgte weltweit für Entsetzen. Der Untersuchungsausschuss soll Licht in die damaligen Vorgänge bringen. Das Gremium legt nun eine Pause bis September ein.
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