Sydney McLaughlin (USA) stellte bei der Leichtathletik-WM in Eugene über 400 m Hürden in 50,68 Sekunden einen Fabelweltrekord auf. Sie pulverisierte ihre eigene Bestmarke, die sie heuer am 25. Juni mit 51,41 fixierte hatte, gleich um sensationelle 73 Hundertstel. Wie unfassbar ihr Weltrekord ist, zeigt der Vergleich zum Finale einige Minuten zuvor über 400 m flach: Dort wäre sie mit ihrer Hürdenzeit Siebente geworden! Zweifelsohne ist ihre neue Bestmarke einer der größten Weltrekorde der Leichtathletik-Geschichte.
Ihre unglaubliche Überlegenheit zeigte sich im Finale Schritt für Schritt. Sie überflog die zehn Hürden in gewohnter Leichtigkeit und Eleganz, zertrümmerte die ganze Konkurrenz nach Belieben. Ihre Zwischenzeiten allein sprechen schon Bände: 100 m in 12,26, 200 m in 24,25 und 300 m in 37.02 (siehe unten die Analyse des Rennens). Hollands Weltklasseläuferin Femke Bol wurde in 52,27 Sekunden ebenso deklassiert wie Rio-Olympiasiegerin Dalilah Muhammad (USA) in 53,13.
„Das ist alles unwirklich“, befand Sydney McLaughlin kurz nach ihrem Triumph, später nannte sie drei Gründe für ihre Überlegenheit: „An erster Stelle steht mein Glaube. All Glory to God. Es geht nicht um mich, es geht um etwas Größeres! Gott hat mich immer wieder aus Schwierigkeiten rausgeholt. An zweiter Stelle steht mein Umfeld, dann kommt meine Selbstkontrolle.“ Vor großen Meisterschaften meidet sie strikt social media, um sich nicht abzulenken.
Sie hatte bereits auch einmal in den Raum gestellt, ernsthaft auf die 400 m flach loszugehen. „Aber das ist Sache meines Trainers!“ Sie kann es sich aber selbst gut vorstellen und denkt auch da in den größten Regionen. Sie traut sich zu, den 400-m-Weltrekord von Marita Koch zu brechen. Für die DDR war die Rostockerin in Canberra 1985 bis heute unantastbare 47,60 Sekunden gelaufen. Die neue Weltmeisterin zu der Möglichkeit, dass sie diese Marke bricht: „Alles ist möglich.“ Dalilah Muhammad orakelte nach dem WM-Finale auch schon, dass Sydney McLaughlin die 400 m Hürden unter 50 Sekunden laufen kann.
170.000 Dollar Prämie
Die 22-jährige Sydney McLaughlin, deren Familie auf den Rängen war, feierte ihr Gold und ihren nächsten Weltrekord überschwänglich. Beides wurde (für Leichtathletik-Verhältnisse) fürstlich prämiert. Für den WM-Titel erhielt sie 70.000 Dollar, für den Weltrekord zusätzlich 100.000 Dollar.
Beschämend aber war einmal mehr, dass während der nach der Abendsession angesetzten Siegerehrung kaum noch Zuschauer im Hayward Field waren. So gab es nur ein paar vereinzelte „USA“-Rufe in der kleinen, aber schmucken Arena zu hören. Auch bei diesem großen Weltrekord war das Stadion in „Track Town USA“ wieder ohnehin nicht ausverkauft. Dabei kommen ohnehin nur 12.600 Tickets in den Verkauf. Bisher war bei keiner Session das Stadion komplett gefüllt - ein Armutszeugnis für die hoch gelobte „Track Town USA“ und die Leichtathletik im Allgemeinen.
Zweifelsohne ist McLaughlins neue Bestmarke einer der größten Weltrekorde der Leichtathletik-Geschichte. World Athletics befand, dass die Sensation von McLaughlin schon ein Ausmaß hat wie der Weitsprung-Weltrekord von Bob Beamon, der 1968 mit 8,90 m in eine neue Ära geflogen war.
Ihr vierter Weltrekord
McLaughlin hat jetzt in ihrer Karriere bereits vier Weltrekorde aufgestellt, drei davon in Hayward Field. Den ersten Weltrekord in Eugene hatte sie 2021 bei den US Trials in 51,90 fixiert, Nummer 2 folgte heuer bei den US-Meisterschaften mit 51,41. Und fünf der sechs schnellsten Zeiten über 400 m Hürden sind jetzt in ihrem Besitz:
50,68 (1) Sdyney McLaughlin (USA) Eugene 22.07.2022
51,41 (1) Sdyney McLaughlin (USA) Eugene 25.06.2022
51,46 (1) Sdyney McLaughlin (USA) Tokio 04.08.2021
51,58 (2) Dalilah Muhammad (USA) Tokio 04.08.2021
51,61 (1) Sdyney McLaughlin (USA) Nashville 05.06.2022
51,90 (1) Sdyney McLaughlin (USA) Eugene 27.06.2021
52,03 (3) Femke Bol (Hol) Tokio 04.08.2021
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