„Krank im Büro“

Was für Quarantäne-Aus spricht – und was dagegen

Coronavirus
23.07.2022 12:41

Die Bundesregierung hält am baldigen Aus der Quarantäne fest - epidemiologisch mache das auch durchaus Sinn, sagen Experten. Arbeitsrechtlich birgt das Quarantäne-Aus allerdings Probleme: Die Arbeiterkammer fürchtet, dass Menschen mit Symptomen arbeiten gehen - aus Angst, ihren Job zu verlieren. 

Komplexitätsforscher Peter Klimek etwa hält ein Quarantäne-Aus für vertretbar, wir berichteten. Er plädiert allerdings für die Wiedereinführung einer Maskenpflicht in Innenräumen. Die AK unterdessen fürchtet - bei einer Einführung der bisherigen geleakten Regierungspläne - vor allem Konflikte innerhalb der Belegschaft bzw. zwischen Arbeitnehmern und -gebern.

Die „Krone“ hat die Situation nun etwas genauer unter die Lupe genommen und fasst die Pros und Kontras zusammen.

Was für ein Quarantäne-Aus spricht:

  • Personalnotstand: Werden Mitarbeiter positiv getestet, fallen sie mindestens fünf Tage quarantänebedingt aus - egal, ob ansteckend oder nicht. Die Auswirkungen davon haben Reisende erlebt, die aufgrund von Personalnot auf Flughäfen gestrandet sind. Zuletzt machten auch immer mehr kritische Einrichtungen wie Krankenhäuser, auf die Gefahr aufmerksam.
  • Viele Geheimtests: 2,2 Millionen Tests gab es am 27. Dezember 2021 - der Höchststand. Aktuell sind es zwischen 50.000 und 100.000. Warum? Viele setzen bei Bedarf auf einen Wohnzimmertest. Fällt der positiv aus, wird das Ergebnis aus Angst vor der behördlichen Quarantäne - und den Unannehmlichkeiten bis hin zum Jobnachteil - verheimlicht. Ohne Quarantäne könnte die Dunkelziffer an positiven Fällen sinken.
  • Neue Freiheit: Statt tagelang isoliert in der eigenen Wohnung zu sitzen, wird die Bewegungsfreiheit Corona-positiver Personen kaum noch eingeschränkt.

Was gegen ein Quarantäne-Aus spricht:

  • Mehr Ansteckungen: Bisher gilt der CT-Wert als Freifahrtschein aus der Quarantäne. So soll verhindert werden, dass ansteckende Infizierte ohne Symptome andere anstecken. Laut Entwurf sollen diesen Job nun Masken übernehmen - dafür müssten die Betroffenen sie aber konsequent und korrekt tragen ...
  • Konflikte am Arbeitsplatz: Eine Abschaffung der Quarantäne würde innerbetriebliche Konflikte befeuern, die sich allgemein negativ auf das Betriebsklima und das Sicherheitsgefühl der Beschäftigten auswirken, fürchtet die AK: Rein rechtlich dürfen kranke Personen zwar nie zur Arbeit gezwungen werden, die Realität sieht aber oft anders aus.
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Unsere Erfahrung zeigt, dass immer mehr Menschen - aus Angst vor dem Jobverlust oder aus Sorge, Kolleginnen oder Kollegen im Stich zu lassen - regelmäßig krank arbeiten gehen.

Philipp Brokes, Arbeiterkammer Wien

  • Gefahr für vulnerable Gruppen: Leisten Infizierte Dienste in Pflegeheimen, Spitälern oder Kindergärten, birgt das eine Gefahr für die Patienten bzw. Kinder. Es wären also verlässliche, neue Schutzkonzepte nötig.

Die Arbeiterkammer richtet der Bundesregierung abschließend aus: „Wir sehen durchaus die Gefahr, dass Personen mit Covid-19-Symptomen in Drucksituationen geraten könnten, insbesondere vor dem Hintergrund einer ausartenden Teuerungswelle.“ Es müsse ein gesamtgesellschaftliches Interesse sein, nicht zuzulassen, dass sich Menschen in unserem Land zwischen ihrer Gesundheit und dem Arbeitsplatz entscheiden müssen.

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